370.000 Menschen weltweit fordern bezahlbare Impfstoffe von Pfizer und GSK
New York/Berlin, 27. April 2016. Einen Tag vor der jährlichen Aktionärsversammlung des Pharmaunternehmens Pfizer fordert Ärzte ohne Grenzen niedrigere Preise für Impfstoffe gegen Pneumokokken. Dazu übergab die internationale Hilfsorganisation dem Unternehmen heute in New York eine Petition für bezahlbare Impfstoffe, die mehr als 370.000 Menschen weltweit unterzeichnet haben. Aus Deutschland kommen rund 22.000 der Unterschriften. Pneumokokken sind der Hauptverursacher von Lungenentzündung, der häufigsten Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren.
Die Pharmaunternehmen Pfizer und GlaxoSmithKline (GSK) stellen die beiden für Kinder wichtigsten Impfstoffe gegen Pneumokokken her. Da diese sehr teuer sind, können es sich viele ärmere Länder jedoch nicht leisten, Kinder impfen zu lassen. Rund 75 Prozent der Kinder weltweit haben keinen Zugang zu einer Impfung gegen Pneumokokken.
„Millionen Säuglinge und Kleinkinder weltweit sind nicht gegen Lungenentzündungen geschützt, da die hohen Preise für die Pneumokokken-Impfstoffe für viele Regierungen und humanitäre Organisationen unbezahlbar sind“, sagte Dr. Greg Elder, medizinischer Koordinator der internationalen Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. „Pfizer und GSK haben zusammen rund 30 Milliarden US-Dollar Umsatzerlöse mit den Pneumokokken-Impfstoffen erzielt. Unserer Ansicht nach sollten sich die Unternehmen Preissenkungen leisten können, so dass alle ärmeren Länder ihre Kinder schützen können.“
Ärzte ohne Grenzen fordert Pfizer und GSK auf, den Preis für die Impfstoffe auf fünf US-Dollar pro Kind in allen ärmeren Ländern sowie für Hilfsorganisationen zu senken. Auch die Regierungen von mehr als 50 Ländern kritisierten bei der Weltgesundheitsversammlung (WHA) im vergangenen Jahr die hohen Impfstoffpreise, da diese den Start oder die Weiterführung von Impfprogrammen gefährden oder sogar verhindern.
Ärzte ohne Grenzen impft Kinder mit den Pneumokokken-Impfstoffen unter anderem in der Zentralafrikanischen Republik, im Südsudan und in Uganda. Die Hilfsorganisation verhandelte fünf Jahre lang mit Pfizer und GSK, um eine Preissenkung der Impfstoffe zu erwirken. Da die Verhandlungen erfolglos blieben, startete Ärzte ohne Grenzen im vergangenen Jahr die Kampagne „A Fair Shot – Bezahlbarer Impfstoff für jedes Kind“.
„Wir haben zu viele Kinder an Lungenentzündungen sterben sehen“, sagt Elder. „Wir werden so lange weitermachen, bis alle Länder Zugang zu diesen lebensrettenden Impfstoffen erhalten. Wir hoffen, dass die überwältigende Zahl von Unterstützern Pfizer nun zum Einlenken bewegen wird. Wozu ein lebensrettender Impfstoff, wenn er für die Menschen, die ihn am meisten benötigen, unerreichbar bleibt?“