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Griechenland

Ärzte ohne Grenzen beendet Arbeit im EU-„Hotspot“ auf der Insel Lesbos

Athen/Berlin, 23. März 2016. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen setzt ab sofort alle Aktivitäten im Zusammenhang mit dem „Hotspot“ im Lager Moria auf der Insel Lesbos aus. Die Entscheidung folgt dem Abkommen zwischen der Europäischen Union und der Türkei, das zur erzwungenen Rückführung von Migranten und Asylbewerbern von der griechischen Insel in die Türkei führen wird.

„Wir haben die extrem schwierige Entscheidung getroffen, unsere Aktivitäten im Lager Moria zu beenden, weil uns die Fortführung der Arbeit zu Komplizen eines Systems machen würde, das wir als unfair und unmenschlich ansehen“, erklärt Marie Elisabeth Ingres, die Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Griechenland. „Wir werden nicht zulassen, dass unsere Hilfe für eine Massenabschiebung instrumentalisiert wird. Wir weigern uns, Teil eines Systems zu sein, das keine Rücksicht auf die humanitären Bedürfnisse oder die Schutzbedürfnisse von Asylsuchenden und Migranten nimmt.“

Ab Dienstagabend stellte Ärzte ohne Grenzen alle Aktivitäten ein, die im Zusammenhang mit dem „Hotspot“ Moria stehen. Dazu gehören der Transport von Flüchtlingen mit Bussen in das Zentrum, die Verbesserung der Wasser- und Sanitärversorgung sowie die medizinische Hilfe in einer Klinik innerhalb des Lagers. Ärzte ohne Grenzen wird die Arbeit im eigenen Transitzentrum in Mantamados fortführen, wo Neuankommenden Ersthilfe geleistet wird. Auch die Seenotrettung an der Nordküste von Lesbos wird fortgesetzt. Personen außerhalb des „Hotspots“ wird Ärzte ohne Grenzen weiterhin mit mobilen medizinischen Teams versorgen.

Ärzte ohne Grenzen war seit Juli 2015 im Lager Moria auf Lesbos tätig. Die Hilfe umfasste neben medizinischen Behandlungen auch psychologische Betreuung, das Verteilen von Hilfsgütern sowie Aktivitäten zur Verbesserung der Hygiene. Insgesamt hat die Organisation auf der Insel Lesbos bisher 24.314 medizinische Behandlungen durchgeführt, davon 12.526 in Moria. Psychologen von Ärzte ohne Grenzen haben 401 Personen in Einzelsitzungen betreut und 584 Gruppensitzungen mit 3.532 Teilnehmern durchgeführt. Die Teams haben auch temporäre Notunterkünfte zur Verfügung gestellt und Transport zwischen dem Norden und den Registrierungszentren Moria und Kara Tepe im Süden der Insel angeboten. Bis zum 13. März hat Ärzte ohne Grenzen 12.952 Neuankommende transportiert.