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Covid-19: Fehlende Beatmungskapazitäten werden tödliche Folgen im globalen Süden haben

Mangelnder Zugang zu medizinischem Sauerstoff und zu Beatmungsgeräten wird in den nächsten Wochen und Monaten die Menschen in ärmeren Ländern der Covid-19-Pandemie hoffnungslos aussetzen – mit tödlichen Folgen.

Hierzu Christopher Stokes, Experte für humanitäre Fragen bei Ärzte ohne Grenzen: „Die Belastung durch Covid-19 hat selbst gut ausgestattete Gesundheitssysteme in Europa an ihre Grenzen gebracht. In Gaza aber beispielsweise gibt es derzeit nur etwa zwanzig Beatmungsgeräte für zwei Millionen Menschen, in der Zentralafrikanischen Republik sind es drei Geräte für ein Land mit fünf Millionen Einwohnern, und in Burkina Faso gibt es überhaupt nur zwölf Intensivbetten für 20 Millionen potenzielle Patienten. Wir dürfen diese Kluft, diese sozioökonomische Triage, nicht akzeptieren, bei der Minderheiten, gefährdete Gruppen, Slumbewohner und in einigen Fällen ganze Bevölkerungen keinen Zugang zu medizinischer Versorgung und Sauerstoff haben werden. Wir müssen uns gegen eine Politik wehren, die erwartet, dass sich der Süden mit Seife und Flugblättern zum richtigen Händewaschen zufrieden gibt. Wir müssen uns weigern zu akzeptieren, dass Tausende von Menschen, die an Covid-19 erkranken, sterben müssen - wegen Sauerstoffmangels. Die Bewegungs- und Reisemöglichkeiten von medizinischem Hilfspersonal müssen erleichtert und medizinische Ausrüstung, Medikamente sowie Schutzausrüstung für Gesundheitspersonal über Landesgrenzen hinweg zur Verfügung gestellt werden. In den meisten Ländern des globalen Südens leiden viele Menschen bereits an Tuberkulose, HIV/Aids, verschiedenen nichtübertragbaren Krankheiten und Infektionen wie Cholera, Masern oder Malaria. Covid-19 und diese Erkrankungen könnte sich als eine tödliche Kombination erweisen. Vorerst wird davon ausgegangen, dass das Muster schwerer Infektionen in diesen Ländern dem in Asien und Europa entspricht: Etwa 20 Prozent der Erkrankten müssten dann ins Krankenhaus. Die meisten von ihnen werden eine Sauerstofftherapie benötigen, und ein Viertel davon mechanische Beatmung. Doch während in Ländern mit hohem Einkommen medizinischer Sauerstoff als selbstverständlich angesehen und über ausgeklügelte Rohrleitungssysteme in die Wände jedes Krankenhauszimmers eingebaut wird, ist dies in den allermeisten Krankenhäusern, in denen wir von Ärzte ohne Grenzen arbeiten, nicht der Fall. Sauerstoffkonzentratoren erfordern eine stabile Stromversorgung. Oder wir müssen Sauerstoff in Flaschen beziehen, was keine praktische Lösung für eine Krankheit ist, bei der die Patienten ihn tage- oder wochenlang benötigen.”

Ärzte ohne Grenzen versucht derzeit in einigen Ländern die Möglichkeiten der Intensivpflege auszubauen. In Burkina Faso soll eine neue Produktionsanlage Sauerstoff in großen Mengen für mehrere Dutzend Patienten gleichzeitig produzieren. Wo es nur geringe Intensivpflegekapazitäten gibt, besteht eine zentrale Herausforderung darin, Patienten ohne den Einsatz invasiver Techniken mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Im Krankenhaus Point G in Mali beispielsweise soll ein an die Wand montiertes Versorgungssystem Sauerstoff direkt an das Bett der Patienten liefern.

Ärzte ohne Grenzen in mehr als 50 Ländern gegen Covid-19 im Einsatz

Die Teams von Ärzte ohne Grenzen haben mittlerweile in mehr als 50 Ländern weltweit spezifische Hilfsprogramme gegen das neuartige Coronavirus gestartet - zur Prävention von Covid-19, zur Infektionskontrolle, zur Behandlung von Patienten und zur Sicherstellung einer Corona-sicheren regulären Gesundheitsversorgung. In allen der mehr als 70 Einsatzländer weltweit haben sie ihre laufenden medizinischen Programme an die neue Situation angepasst und helfen somit den Menschen im Kampf gegen Covid-19.

  • Ein ausführliches Update auf Englisch über die Schwerpunkte und die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen weltweit finden Sie hier.
  • Eine Übersicht über die speziellen Covid-19-Projekte in mehr als 50 Ländern weltweit finden Sie hier:
  • Fotos oder Videomaterial der Einsätze können wir bei Bedarf zur Verfügung stellen.

 

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Stefan Dold
- Media Relations