Medizinische Hilfsorganisationen besorgt über gesundheitlichen Auswirkungen der Klimakrise
Vor dem Start der Weltklimakonferenz in Ägypten am kommenden Sonntag haben sich das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK), die Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung und Ärzte ohne Grenzen beunruhigt über die gesundheitlichen Folgen der Klimakrise gezeigt. Besonders für Menschen, die in Konfliktregionen leben oder über keinen Zugang zu medizinischer Grundversorgung verfügen, habe die Klimakrise schwere Folgen, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.
„Die Klimakrise ist eine Bedrohung für die menschliche Gesundheit. Aber nicht alle Menschen sind gleich betroffen. Diejenigen, die mit ihrem Verhalten am wenigsten zur Klimakrise beitragen, tragen die größte Last ihrer Konsequenzen. Sie bezahlen mit ihrer Gesundheit und teils auch mit ihrem Leben”, sagt Elisa de Siqueira, Klima-Expertin von Ärzte ohne Grenzen Deutschland.
Von den 25 Ländern, die weltweit am stärksten durch die Folgen des Klimawandels gefährdet sind, ist die Mehrzahl auch von bewaffneten Konflikten betroffen. Zudem haben die Menschen in vielen dieser Länder keinen ausreichenden Zugang zur medizinischen Grundversorgung. Ein Beispiel hierfür ist Somalia. In den letzten Jahren hat das Land unter einem unregelmäßigen Zyklus von Dürren und Überschwemmungen gelitten, was die ohnehin schon katastrophale humanitäre Lage nach drei Jahrzehnten bewaffneter Konflikte weiter verschlimmert hat. Humanitäre Organisationen haben in der jüngeren Vergangenheit auch auf Überschwemmungen im Südsudan und in der Sahelzone und auf verheerende Wirbelstürme in Madagaskar und in Mosambik reagiert.
Die Realität und die Prognosen für die Zukunft sind äußerst beunruhigend. Die beiden humanitären Organisationen sehen Dürren, Überschwemmungen, Insektenplagen und sich verändernde Niederschlagsmuster, welche die Nahrungsmittelproduktion und damit das Überleben der Menschen gefährden können. Darüber hinaus sehen sie immer extremere und häufigere Wetterereignisse wie Wirbelstürme, die wichtige Gesundheitsinfrastrukturen zerstören. Außerdem beobachten die Organisationen veränderte Muster tödlicher Krankheiten wie Malaria, Denguefieber und Cholera. Gewaltsame Auseinandersetzungen erhöhen den Bedarf an medizinischer Nothilfe zusätzlich und verringern gleichzeitig die Kapazitäten der Gesundheitseinrichtungen.
All dies geschieht in einer Welt, die sich bereits um 1,2 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau erwärmt hat. Eine weitere Erderwärmung wird katastrophale Folgen haben, wenn nicht dringend ehrgeizige Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels ergriffen und eine angemessene Unterstützung für die am stärksten betroffenen Menschen und Länder geleistet wird, damit sie sich an die wachsenden Klimarisiken und unvermeidbaren Klimafolgen anpassen können.
„Die Welt kann denjenigen, die unter den tragischen Folgen der Klimakrise leiden, nicht die Unterstützung versagen", sagt Stephen Cornish, Generaldirektor von Ärzte ohne Grenzen Schweiz.
Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes, die Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung und Ärzte ohne Grenzen fordern die Staats- und Regierungschefs der Welt auf, ihren Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen und der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung nachzukommen und sicherzustellen, dass gefährdete und von Konflikten betroffene Menschen und Länder bei der Anpassung an den Klimawandel angemessen unterstützt werden. Dabei müssen insbesondere Regionen, in denen die Klimakrise zu großen Schäden und Verlusten führt, einen Zugang zu angemessenen finanziellen Mitteln erhalten. Menschen einfach ihrem Schicksal zu überlassen, ist keine Option.
Die Delegations-Teilnehmer*innen und Expert*innen vom IKRK und von Ärzte ohne Grenzen stehen während und nach der COP27 für Interviews zur Verfügung.
Klimawandel und Gesundheit
Die Klimakrise hat direkte Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Wir passen unsere Projekte entsprechend an und setzen uns auch politisch für Klimagerechtigkeit ein.