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Jemen

Cholera-Ausbruch droht außer Kontrolle zu geraten

Sanaa/Berlin, 20. Mai 2017. Die Cholera-Epidemie im Jemen droht außer Kontrolle zu geraten. Die Zahl der Verdachtsfälle hat sich in den vergangenen fünf Tagen mehr als verdoppelt. Betroffen sind mittlerweile nach Regierungsangaben 18 der insgesamt 22 Provinzen des Landes. Um den Ausbruch einzudämmen, fordert die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen die Bezahlung des medizinischen Personals, Import-Erleichterungen und sicheren Zugang für Helfende.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Zahl der Verdachtsfälle von 11.000 am 14. Mai auf 23.500 am 19. Mai gestiegen. Teams von Ärzte ohne Grenzen haben bisher 3.092 Patienten in vier Cholera-Behandlungszentren und neun Cholera-Behandlungseinheiten in den Provinzen Amran, al-Hudaida, Hadscha, al-Dhale, Tais und Ibb behandelt. In den kommenden Tagen erwarten die Mitarbeiter eine Lieferung von mehr als 63 Tonnen Hilfsgüter und medizinische Materialien.

„Die schnelle Ausbreitung ist sehr alarmierend”, sagt Ghassan Abou Chaar, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen im Jemen. „Schon vor dem Cholera-Ausbruch war das Gesundheitssystem überlastet und der Bedarf an medizinischer Versorgung riesig. Um den Ausbruch unter Kontrolle zu bringen, wird es nicht reichen, die Menschen zu behandeln, die in den medizinischen Einrichtungen ankommen. Wir müssen uns auch um die Ursachen der Krankheit kümmern, indem wir den Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen verbessern und vor Ort in den Gemeinden arbeiten, um neue Fälle zu verhindern.“

Der Krieg im Jemen, der im März 2015 ausbrach, schwächt das ohnehin fragile Gesundheitssystem des Landes zusätzlich. Viele Gesundheitseinrichtungen sind nicht mehr in Betrieb. Es gibt Engpässe für Medikamente, darunter auch für intravenöse Flüssigkeiten und orale Rehydrierungssalze, die fundamental für die Behandlung von Cholera sind. Zudem gibt es zu wenig medizinisches Personal, welches seit September 2016 nicht mehr bezahlt wird. Viele mussten sich daher eine andere Arbeit suchen, um ihre Familien zu versorgen. Gleichzeitig verhindert die instabile Sicherheitslage, dass Hilfsorganisationen manche der betroffenen Gegenden erreichen können.

Ärzte ohne Grenzen fordert, dass der Import von medizinischen Gütern erleichtert wird. Außerdem muss das jemenitische Personal bezahlt werden, um ihm eine Weiterarbeit zu ermöglichen. Ärzte ohne Grenzen ruft zudem alle Konfliktparteien dazu auf, sicherzustellen, dass medizinische und humanitäre Helfer alle betroffenen Gebiete erreichen können, um dort medizinische Einrichtungen zu betreiben, Patienten zu behandeln und so den Ausbruch unter Kontrolle zu bringen.

Ärzte ohne Grenzen ist weltweit in rund 70 Ländern aktiv. Im Jemen sind die Teams in elf Provinzen vertreten, wo Ärzte ohne Grenzen 13 Kliniken betreibt und 25 weitere unterstützt.

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Stefan Dold
- Media Relations