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Jemen

Erster Covid-19-Fall im Jemen: Behörden müssen dringend Personal und medizinisches Material ins Land lassen

Nach der Bestätigung des ersten Covid-19-Falls im Jemen fordert die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen die Behörden auf, medizinisches Material und humanitäre Helfer dringend ins Land zu lassen. Nach fünf Jahren Krieg ist das Gesundheitssystem zusammengebrochen. Auch wenn die Behörden erste Schritte unternommen haben, ist eine effiziente Reaktion auf die Pandemie mit den vorhandenen Ressourcen nahezu unmöglich.

„Es müssen dringend mehr Schutzkleidung und Covid-19-Tests in den Jemen importiert werden, sowohl für das Gesundheitssystem als auch für humanitäre Organisationen“, sagt Caroline Seguin, Leiterin von Projekten von Ärzte ohne Grenzen im Jemen. „Die verschiedenen jemenitischen Behörden müssen auch die Einreise von wichtigem medizinischem und nichtmedizinischem Personal internationaler Organisationen erlauben.“ Alle Länder müssten dazu beitragen, humanitären Helfern die Reise ins Land zu erleichtern.

„Wir haben zwar das Glück, dass 90 Prozent unseres Personals Jemeniten sind, aber zusätzliche Unterstützung in den kommenden Wochen und Monaten wird für eine ohnehin schon stark überforderte Belegschaft von entscheidender Bedeutung sein", sagt Seguin. Alle Mitarbeiter, die in das Land einreisen, würden als Vorsichtsmaßnahme 14 Tage lang unter Quarantäne gestellt. 

Die Teams von Ärzte ohne Grenzen haben die Behörden in Aden und Sanaa bei der Einrichtung von Covid-19-Behandlungszentren in beiden Städten unterstützt. Davon abgesehen aber gibt es im Land kaum einsatzbereite Einrichtungen und nur sehr geringe finanzielle Mittel, um medizinisches Personal zu bezahlen. Die wenigen Krankenhäuser und Gesundheitszentren geraten schnell an ihre Grenzen und haben zudem keinerlei Möglichkeit, besonders schwer an Covid-19 erkrankte Patienten intensivmedizinisch zu behandeln.

Die Krankheit könnte sich im Jemen sehr schnell ausbreiten, insbesondere in den Städten und in überfüllten Lagern für Vertriebene. In ländlichen Gebieten, in denen es kaum Gesundheitseinrichtungen gibt, wären Tests, Kontaktverfolgung, Isolierung und andere Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Covid-19 sehr schwierig.

Mehr zum Thema finden Sie hier (auf Englisch)

Im gesamten Nahen Osten hat Ärzte ohne Grenzen seine Projekte gegen Covid-19 stark ausgeweitet:

Im Irak unterstützt Ärzte ohne Grenzen in Bagdad eines der drei Krankenhäuser, das die Regierung zur Behandlung von Covid-19-Patienten vorgesehen hat, auch mit eigenen Mitarbeitern. In Mossul, wo die schweren Kämpfe bis ins Jahr 2017 das Gesundheitswesen stark beeinträchtigt haben, haben die Teams ein Gebäude zur Isolation von Verdachtspatienten vorbereitet und wandeln eine eigene Klinik um, um das staatliche Krankenhaus bei der Behandlung von Covid-19-Patienten unterstützen zu können. In Erbil unterstützt Ärzte ohne Grenzen drei Krankenhäuser in Bezug auf Covid-19-Patienten. Die medizinischen Hilfsprojekte für besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen laufen weiter.

Mehr zum Thema finden Sie hier (auf Englisch) 

Im Libanon unterstützen Teams von Ärzte ohne Grenzen das Krankenhaus der Stadt Zahle im Bekaa-Tal und haben eine Triage-Zone außerhalb der Klinik eingerichtet. Die von Ärzte ohne Grenzen betriebene pädiatrische Abteilung ist vorbereitet, um Kinderpatienten mit Covid-19 zu behandeln. In der Stadt Bar Elias wurde die chirurgische Klinik der Organisation darauf vorbereitet, Covid-19-Patienten aufnehmen zu können. Ärzte ohne Grenzen befürchtet, dass insbesondere im Bekaa-Tal Intensivbetten fehlen könnten, und schafft deshalb zusätzliche Kapazitäten.

Im ganzen Land haben die Teams Krankenhäuser bei den Vorbereitungen auf die Pandemie unterstützt. In Saida wurden zwei Krankenhäuser etwa mit biomedizinischer Ausrüstung und bei der Technik und Logistik unterstützt. Landesweit, unter anderem in den Flüchtlingslagern Shatila, Burj al-Barajneh und Ain al-Helweh, wurden Zehntausende Familien mit Aufklärung zu Covid-19 erreicht sowie Seife und Wasserbehälter verteilt. In einem Vorort von Beirut haben die Teams mit einer lokalen Organisation eine Hotline für Flüchtlinge eingerichtet. Die regulären Projekte wurden umgerüstet, so dass sie sicher weiterarbeiten können.

Mehr zum Thema finden Sie hier (auf Englisch)  

In Nordwest-Syrien befürchten die Teams, dass eine Covid-19-Pandemie die bestehende Gesundheitsversorgung überfordern würde. Der Fall eines Verdachtspatienten in Idlib, für den die Teams in der vergangenen Woche vergeblich versuchten, schnell einen Krankenwagen und einen Platz in einem Krankenhaus zu organisieren, zeigt, wie wenig die verbliebenen Gesundheitseinrichtungen einem Ausbruch entgegenzusetzen hätten. Der Patient wurde schließlich negativ getestet.

Für weitere Auskünfte sprechen Sie uns an

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Daniela Zinser