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Nigeria

15.000 Menschen in der Stadt Banki brauchen umgehend Hilfe - Rund 15 Prozent der Kinder wegen Mangelernährung in Lebensgefahr

Abuja/Berlin, 27. Juli 2016. Rund 15.000 Menschen in der Stadt Banki in Borno State im Nordosten Nigerias brauchen Wasser und Nahrung. Fast 15 Prozent der Kinder unter fünf Jahren sind schwer mangelernährt und schweben in Lebensgefahr. Jedes dritte Kind ist mangelernährt. Schätzungsweise jeder zwölfte Mensch ist in den vergangenen sechs Monaten gestorben. „Wenn die Menschen nicht sofort Nahrungsmittel und medizinische Nothilfe bekommen, werden Mangelernährung und Krankheiten weiterhin verheerende Auswirkungen haben“, sagt Hugues Robert, Koordinator des Nothilfeeinsatzes von Ärzte ohne Grenzen.

 

In der Umgebung von Banki haben rund 15.000 Menschen Schutz gesucht. Die Stadt ist für Hilfsorganisationen nur unter Militärschutz erreichbar. Die meisten Menschen in Banki sind vor der Gewalt aus ihrer Heimat geflohen, die mit dem seit Jahren andauernden Konflikt zwischen Regierungstruppen und der sogenannten Westafrika-Provinz des Islamischen Staates (ISWAP), auch bekannt als Boko Haram, einhergeht. 

 

Ebenso wie in vielen weiteren Orten in Borno State haben die Menschen in Banki seit Monaten zu wenig Nahrungsmittel und praktisch keinen Zugang zu humanitärer Hilfe. Ihr Gesundheitszustand ist katastrophal und die Sterblichkeit sehr hoch. „Schritt für Schritt eröffnet sich uns das ganze Ausmaß der Krise“, sagt Robert. „Wir sorgen uns um die Menschen in den abgelegenen Gebieten, die wir bis jetzt nicht erreichen konnten. Im Hinblick auf die nahende Regenzeit stellt zudem Malaria eine weitere Bedrohung dar.“

 

Ärzte ohne Grenzen hat in Banki vom 20. bis 22. Juli mehr als 4.900 Kinder mit therapeutischer Nahrung versorgt und gegen Masern geimpft. 3.600 Familien bekamen Nahrungsmittel-Nothilfe und sechs Menschen in lebensbedrohlichem Zustand wurden in ein Krankenhaus in die kamerunische Stadt Mora gebracht. Außerdem versorgten die Mitarbeiter die Menschen mit sauberem Wasser und verbesserten die hygienischen Bedingungen.  

 

„Gemeinsam mit den nigerianischen Behörden planen wir einen langfristigen Hilfseinsatz für die Menschen in Borno State“, sagt Robert. „Doch die Sicherheitslage ist sehr heikel. Regelmässig kommt es zu Kämpfen und die Straßen sind zum Teil vermint. In der Regenzeit sind die verschlammten Straßen für Fahrzeuge zudem häufig kaum passierbar. Angesichts dessen müssen diese Menschen an sichere Orte fliehen können, sei es in Nigeria oder in den Nachbarländern.“

 

Ärzte ohne Grenzen ruft alle Akteure auf, Nahrungsmittel und medizinische Hilfe in Borno State bereitzustellen. Rund eine halbe Million Menschen wurden dort durch Kämpfe vertrieben, lebten monatelang von der Außenwelt abgeschnitten und brauchen umgehend Unterstützung.

 

Die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen ISWAP und Regierungstruppen in der Region des Tschadsee haben mehr als 2,7 Millionen Menschen vertrieben. Ärzte ohne Grenzen hat die Aktivitäten im Tschad, in Kamerun, im Niger und in Nigeria stark ausgeweitet.