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Nigeria

Zahl der durch Luftangriff getöteten Vertriebenen deutlich höher

Genf/Berlin, 20. Januar 2017. Nach dem Luftangriff der nigerianischen Armee auf das Vertriebenenlager in Rann gibt es deutlich mehr Tote als bislang angenommen. Teams der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen können etwa 90 Tote selbst bezeugen. Übereinstimmende Berichte von Bewohnern der Stadt und des Lagers sprechen von etwa 170 Todesopfern. Die meisten Opfer sind Frauen und Kinder.

Ein Flugzeug der nigerianischen Luftwaffe war am Dienstag zweimal über der Stadtmitte von Rann im Nordosten Nigerias gekreist und hatte zwei Bomben auf Zivilisten abgeworfen. In der Stadt im Bundesstaat Borno an der Grenze zu Kamerun suchen Zehntausende durch den Konflikt zwischen der Armee und der bewaffneten Gruppe Boko Haram Vertriebene Zuflucht.

„Die Opfer dieses schrecklichen Vorfalls haben das Recht auf eine transparente Untersuchung darüber, was passiert ist und unter welchen Umständen es zu diesem Angriff kam“, sagt Bruno Jochum, Geschäftsführer bei Ärzte ohne Grenzen in der Schweiz. „Viele der Überlebenden werden langfristig Versorgung und weitere Unterstützung brauchen. Die Menschen haben Zuflucht gesucht an einem Ort, von dem sie dachten, er sei sicher. Stattdessen wurden sie von denen angegriffen, die eigentlich für ihren Schutz sorgen sollten.“

Der Angriff in Rann verdeutlicht die katastrophale Situation im nigerianischen Bundesstaat Borno, wo äußerst verletzliche Menschen weiterhin in einem Kreislauf täglicher Gewalt zwischen dem nigerianischen Militär und Boko Haram eingeschlossen sind. Diese intensive Gewalt hat zu in den vergangenen Jahren zu der Vertreibung von fast drei Millionen Menschen geführt.

„Die Bevölkerung leidet unter diesem gnadenlosen Konflikt. Bei bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Boko Haram und dem nigerianischen Militär wird die Sicherheit von Zivilisten zu oft missachtet“, sagt Jochum. „Die Menschen in Borno brauchen Schutz und Unterstützung. Alle Konfliktparteien müssen die Sicherheit von Zivilisten garantieren. Wir fordern die Regierung Nigerias dazu auf, den Schutz der Bevölkerung sicherzustellen.“
 

Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 1996 in Nigeria und zählt zu den wenigen Organisationen, die in schwer zugänglichen Regionen des Landes aktiv sind.

 

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Stefan Dold
- Media Relations