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Italien

Mittelmeer: Geflüchtete verlassen Ocean Viking und gehen in Lampedusa an Land

Berlin, 14. September 2019. Ärzte ohne Grenzen ist erleichtert, dass den 82 geretteten Menschen an Bord der Ocean Viking ein sicherer Hafen in Lampedusa zugewiesen wurde. Eine Koalition von EU-Staaten, die sich einmal mehr in einer Ad-hoc-Lösung für die Ausschiffung und Umverteilung der Geretteten einsetzte, machte dies möglich.

Das Angebot eines sicheren Hafens von den italienischen Behörden sechs Tage nach der ersten Rettung ist ein Zeichen von Menschlichkeit. Es ist ein positiver Schritt in Richtung eines humaneren Umgangs mit dem Leid, das sich auf dem zentralen Mittelmeer nach wie vor ereignet. „Für die Menschen, die vor den katastrophalen Umständen in ihren Heimatländern geflohen sind und grausamen Missbrauch in Libyen erlitten haben, kann Sicherheit gar nicht schnell genug kommen“, sagt Erkinalp Kesikli, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen an Bord der Ocean Viking.

„Kinder an Bord erzählen unserem medizinischen Team, dass ihnen in Libyen die Haut mit geschmolzenem Plastik verbrannt wurde, sie mit Stöckern geschlagen und von Hunden gebissen wurden. Wir hören Horrorgeschichten von sexuellem Missbrauch von Männern, Frauen und Kindern. Ausbeutung und willkürliche Inhaftierung haben bei vielen tiefe psychische Wunden hinterlassen. Wir sind erleichtert, dass sie dank der von den EU-Staaten gezeigten Solidarität nicht länger auf unbestimmte Zeit auf See warten müssen“, sagt Kesikli.

Während die Ocean Viking auf die Zuweisung eines sicheren Hafens wartete, wurden Anfang der Woche bereits eine hochschwangere Frau und ihr Ehemann mit einem Helikopter evakuiert, als sich die medizinische Situation der Schwangeren verschlechterte. Gerettete Menschen dürfen nicht dazu gezwungen werden, lange Wartezeiten erdulden zu müssen, während europäische Regierungen bei jeder Rettung ein absolut unnötiges politisches Theaterstück aufführen. Es wird dringend ein festgelegter Ausschiffungsmechanismus für die im zentralen Mittelmeer geretteten Menschen benötigt. 

Ärzte ohne Grenzen fordert von den europäischen Staaten:

  • die Schaffung eines nachhaltigen und geordneten Systems zum Ausschiffen Geretteter, das deren Rechte schützt.
  • das Ende der politischen und materiellen Unterstützung von Zwangsrückführungen nach Libyen, wo Flüchtlinge und Migranten in willkürliche und unmenschliche Haft genommen werden.
  • ausreichende proaktive europäische Such- und Rettungskapazitäten.