2020: Große Herausforderungen für die Nothilfe – und große Unterstützung
Einnahmen von Ärzte ohne Grenzen Deutschland steigen auf mehr als 220 Millionen Euro. Mehr Verantwortung für Mitarbeiter*innen aus den Einsatzländern
Berlin, 15. Juni 2021. Das Pandemiejahr 2020 war eines der herausforderndsten Jahre für Ärzte ohne Grenzen und gleichzeitig das, in dem die Organisation so viel Unterstützung erhielt wie nie zuvor. Die Gesamteinnahmen der deutschen Sektion stiegen auf 221,8 Millionen Euro, davon stammen fast 98 Prozent aus privaten Spenden und Zuwendungen. Die Einnahmen des internationalen Netzwerks stiegen auf insgesamt 1,9 Milliarden Euro. Dies ermöglichte es der Organisation, in kurzer Zeit weltweit neue Kapazitäten für die Behandlung von Covid-19-Patient*innen aufzubauen und mit der Pandemie überforderte Gesundheitssysteme zu unterstützen – auch in Europa. „Für diese großartige Unterstützung in diesem schwierigen Jahr sind wir besonders dankbar“, sagt Christian Katzer, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, anlässlich der Veröffentlichung des Jahresberichts 2020. „Zugleich hat die Pandemie deutlich gemacht, wie ungleich der Zugang zu Medikamenten und Impfstoffen weltweit noch immer ist. Covid-19 muss deshalb ein Weckruf sein, Gesundheit globaler und solidarischer zu denken.“
Insgesamt unterstützten 771.342 Spender*innen Ärzte ohne Grenzen Deutschland, davon 261.008 Dauer- und 510.334 Einzelspender*innen. Die Ausgaben 2020 betrugen insgesamt 204,5 Millionen Euro, davon flossen 88,5 Prozent direkt in die Arbeit in den Einsatzländern. Die deutsche Sektion steuerte 28 Projekte in elf Ländern. 332 Mal waren vom deutschen Büro betreute Mitarbeiter*innen weltweit im Einsatz.
Ärzte ohne Grenze reagierte früh auf die Berichte über SARS-CoV-2: Schon im Januar 2020 reiste ein deutscher Notfallkoordinator nach Südostasien, um mit Kolleg*innen vor Ort über den Infektionsschutz zu beraten. Als klar wurde, dass sich eine Pandemie entwickelt, bauten die Teams überall auf der Welt Notaufnahmen und Intensivstationen um, um Covid-19-Patient* innen isolieren zu können. Mediziner*innen und Pflegekräfte übten neue Behandlungsprotokolle ein. Ärzte ohne Grenzen baute Intensivbetten in Zelten auf, informierte die Bevölkerung und versuchte darüber hinaus, die ebenso wichtigen regulären Programme aufrecht zu erhalten. Denn auch weiterhin bedrohen in vielen Ländern Malaria, Tuberkulose, HIV und Aids Millionen Menschen.
So viel wie nie zuvor war Ärzte ohne Grenzen 2020 auch innerhalb Europas tätig. Teams unterstützten Krankenhäuser in der schwer von Covid-19 betroffenen Lombardei, später halfen Mitarbeiter*innen in Frankreich und Belgien. In Deutschland unterstützte ein Team eine Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Sachsen-Anhalt dabei, die Hygienemaßnahmen zu verbessern.
Bei allen Herausforderungen gab es auch positive Effekte für die Organisation: So führten weltweite Reisebeschränkungen dazu, dass in den Einsatzländern eingestellte Mitarbeiter*innen mehr Verantwortung übernommen haben. „Das hat uns gezeigt, dass wir manche Positionen auch künftig nicht mit internationalem Personal besetzen müssen. Dank der Digitalisierung und einem verbesserten Zugang zu Wissen können wir schneller Verantwortung an Kolleg*innen aus den Projektregionen übertragen“, sagt Katzer.
Denn vollständigen Jahresbericht finden Sie hier zum Download.