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Südafrika

Südafrika setzt neuen Standard in der Behandlung von resistenter Tuberkulose

Als erstes Land weltweit hat Südafrika das Medikament Bedaquilin in nationale Behandlungsrichtlinien für Tuberkulose (TB) aufgenommen. Wie das südafrikanische Gesundheitsministerium am Montag mitteilte, sollen dort künftig alle Patienten mit resistenten Formen von TB mit Bedaquilin behandelt werden. Bedaquilin ist eines der wenigen neu entwickelten Medikamenten gegen TB. Eine Therapie mit Bedaquilin hat deutlich weniger Nebenwirkungen als die bisher angewandten Therapien, die in vielen Fällen zu Schwindel, Depressionen oder Taubheit führen. Für viele Menschen, die an resistenten Formen von TB erkrankt sind, ist Bedaquilin die letzte Chance auf Heilung. Schätzungen zufolge werden weltweit nicht einmal fünf Prozent der Menschen, die Bedaquilin bräuchten, mit dem Medikament behandelt. Jedes Jahr infizieren sich rund eine halbe Million Menschen mit resistenter TB. TB ist die derzeit tödlichste Infektionskrankheit. Rund 1,7 Millionen Menschen sind 2016 an TB gestorben.

„Die bisherige Standardtherapie für resistente TB heilt nur die Hälfte der Patienten“, sagt die Ärztin Anja Reuter, die für Ärzte ohne Grenzen derzeit im südafrikanischen Khayelitsha TB-Patienten behandelt. „Zudem beinhaltet sie ein Medikament, das per Injektion verabreicht wird. Diese ist sehr schmerzhaft, und es hat schreckliche Nebenwirkungen wie Nierenversagen und Gehörverlust. In Südafrika haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Behandlung von Patienten mit Bedaquilin zu besseren klinischen Ergebnissen führt. Erste Ergebnisse zeigen, dass Bedaquilin sicher und wirksam ist und bei der Mehrheit der Patienten anstelle der bisherigen Injektion angewendet werden kann. Viele Länder kommen bei der Einführung von Bedaquilin nur langsam voran. Südafrika hat nun einen wichtigen Schritt getan, indem es sicherstellt, dass niemandem, der an resistenter TB erkrankt ist, der Zugang zu Bedaquilin verwehrt bleibt.“

Um den Einsatz von Bedaquilin in gängige Praxis zu übersetzen, müssen Gesundheitseinrichtungen in Südafrika die entsprechenden Voraussetzungen erhalten. Die Hersteller müssen die Preise für das Medikament senken, denn der hohe Preis stellt bislang ein Hauptproblem für die Verfügbarkeit der Therapie dar. Weitere Länder sowie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollten dem wegweisenden Beispiel von Südafrika folgen.

Südafrika sollte zudem eine möglichst hochrangige Delegation, bestehend aus dem Staatspräsidenten, seinem Stellvertreter, dem Gesundheitsminister sowie Vertretern der Zivilgesellschaft, zum ersten UN High Level Meeting zu TB im September 2018 nach New York entsenden. So könnte das Land andere Delegationen – unter anderem die deutsche – zu einem ernsthaften Bekenntnis motivieren, um bei der Bekämpfung von TB die entscheidende Wende zu schaffen. Auch die deutsche Bundesregierung muss sich hier engagieren.;

Ärzte ohne Grenzen unterstützt den Zugang zu neuen Medikamenten für die Behandlung von resistenter TB in Khayelitsha, Western Cape, seit 2007 sowie in Eshowe und Mbongolwane, KwaZulu-Natal, seit 2017. Der Einsatz von neuen Medikamenten wie Bedaquilin und Delamanid muss Hand in Hand gehen mit einer Dezentralisierung der Behandlung von Patienten mit resistenter TB. Diese sollte bereits in Basisgesundheitseinrichtungen stattfinden, und damit nahe am Lebensmittelpunkt der Betroffenen.