Bericht über Massaker in UN-Schutzzone in Malakal zeigt UN-Versagen
Juba/Berlin, 22. Juni 2016. Ärzte ohne Grenzen veröffentlicht heute einen Bericht über die Reaktion der Friedenstruppen auf den Angriff auf die UN-Schutzzone in Malakal am 17. und 18. Februar dieses Jahres. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass trotz starker Militärpräsenz in der Schutzzone und des klaren Mandats zum Schutz der Zivilbevölkerung UNMISS (United Nations Mission in South Sudan) an der Aufgabe gescheitert ist, die Menschen in der Schutzzone zu schützen. Viele Todesfälle hätten bei dem Angriff verhindert werden können. Der Bericht zeigt auch, dass die meisten der vor Ort tätigen humanitären Organisationen handlungsunfähig gemacht wurden und auf die akuten Bedürfnisse der Vertriebenen während des Angriffs nicht reagieren konnten. Die UN-Sicherheitsbestimmungen verhinderten ein Eingreifen während einer kurzen aber akuten Notlage, als der Bedarf am größten war.
Als am 17. Februar innerhalb der Schutzzone Kämpfe ausbrachen und später schwer bewaffnete externe Gruppen die Zone angriffen, haben die UN-Truppen es versäumt, sofort darauf zu reagieren. Als die Kampfhandlungen einen Tag später endeten, sind mehreren Berichten zufolge 25 bis 65 Zivilisten getötet und mindestens 108 verletzt worden. Untersuchungen nach dem Angriff haben ergeben, dass mehr als 3.700 Unterkünfte – ein Drittel der Schutzzone – bei dem Angriff verbrannt wurden. Die vertriebene Bevölkerung blieb traumatisiert zurück und musste sich im verbrannten Lager von neuem ein Leben aufbauen.
„Unsere Untersuchungen zeigen, dass die UN-Truppen ihrem Mandat nicht nachgekommen sind, die Zivilbevölkerung zu schützen, wie es vom UN-Sicherheitsrat vorgesehen ist“, erklärt Raquel Ayora, Leiterin der Einsätze von Ärzte ohne Grenzen. „Vor dem Angriff haben sie es versäumt, den Transport der großen Menge an Waffen in das Lager zu verhindern. Dann haben sie beschlossen, nicht einzugreifen, als die Kämpfe im Lager ausbrachen, und als der Angriff von außen auf das Lager begann, waren sie in ihrer Abwehr des Angriffs extrem langsam.“
Die UN-Schutzzone ist eine einzigartige und unbequeme Struktur für UNMISS. Offensichtlich ist es unausgesprochenes Ziel, die Zone in Malakal zu schließen und die Vertriebenen an andere Orte umzusiedeln. UNMISS ist sehr zurückhaltend, was eine Verbesserung der dramatischen Lebensbedingungen auf dem Gelände oder mehr Sicherheitsmaßnahmen innerhalb des Lagers betrifft. Derzeit steht pro Person nur ein Drittel des Lebensraums zur Verfügung, der laut internationalen Mindeststandards zu vertreten wäre. Verteilte Nahrungsmittel reichen nur knapp, und die bereitgestellte Trinkwassermenge liegt oft unter 15 Litern pro Person und Tag – dem internationalen SPHERE-Mindeststandard. Außerdem greift innerhalb und außerhalb der Schutzzone sexuelle Gewalt um sich.
Ärzte ohne Grenzen ruft die Vereinten Nationen auf, die Ergebnisse ihrer Untersuchung rund um die Übergriffe auf Malakal zu veröffentlichen. Die Organisationen, die in der Schutzzone in Malakal arbeiten, müssen ihre Notfallpläne überarbeiten und anpassen, und ihre Erkenntnisse in anderen Krisen umsetzen, in denen Menschen dringend Schutz und Hilfe brauchen.