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Covid-19, Malaria und Mangelernährung treffen auf humanitäre Krise

Die Menschen in Burkina Faso sehen sich mit in einer rapide wachsenden humanitären Krise konfrontiert. Mehr als 800.000 Menschen wurden nach Angaben der UNO aufgrund von ansteigender Gewalt vertrieben, das Gesundheitssystem liegt in Trümmern. Die Situation wird sich mit Blick auf die bevorstehenden, saisonalen Höchstwerte von Mangelernährung und Malaria weiterhin verschärfen. Hinzu kommt, dass Burkina Faso eine der höchsten Coronavirus-Infektionsraten der Subsahara-Staaten aufweist. Die Bereitstellung der medizinischen Grundversorgung für lokale und vertriebene Gemeinschaften wird damit immer schwieriger.

 

„Wenn Sie in das medizinische Zentrum gehen, können Sie dort den ganzen Tag auf eine Konsultation warten, weil es zu viele Patienten gibt“, erzählt Salam, ein Patient, der mit seinen beiden Kindern in das medizinische Zentrum von Djibo, im Norden Burkina Fasos, gekommen ist. „Aber wir sind dankbar, dass wir überhaupt Zugang zu medizinischer Versorgung haben.“ Im ganzen Land wurden mehr als hundert Gesundheitseinrichtungen in den von der Gewalt betroffenen Gebieten geschlossen.

Gleichzeitig haben die Menschen keine ausreichende Versorgung mit Wasser und Nahrungsmitteln. Nach Angaben des Welternährungsprogramms könnte sich die Zahl der Menschen, die unter Ernährungsunsicherheit leiden, im Juni von knapp über einer Million auf 2,1 Millionen verdoppeln. Die Ernten des letzten Jahres waren schlecht, und die Menschen sind bereits schwach und verletzlich. Zwischen Januar und März, Monate vor dem Beginn der sogenannten "Hungerlücke", kümmerten sich unsere Teams bereits um fast 400 mangelernährte Kinder in Barsalogho, Gayeri und Matiacoali.

Saisonaler Höhepunkt von Malaria steht bevor

„Letztes Jahr war Malaria das häufigste medizinische Problem unter unseren Patient*innen. Jetzt befürchten wir das Schlimmste, da der saisonale Höhepunkt zwischen Mai und Oktober näherrückt“ erklärt Hassan Maïyaki, Projektleiter von Ärzte ohne Grenzen in Burkina Faso. „Viele Gesundheitseinrichtungen wurden geschlossen und die Menschen sind in unzugänglichen Gebieten mit sehr eingeschränktem Zugang zu Gesundheitsdiensten gestrandet".

Denn Hunderttausende sind innerhalb des Landes auf der Flucht. In Dschibo unterstützen wir die Gesundheitsversorgung seit 2018. Unter anderem haben wir zwei Krankenstationen eröffnet, behandeln Malaria-Patient*innen und bieten Schwangerschaftsberatung an, sowohl für die Vertriebenen, als auch die aufnehmenden Gemeinden. Mit der wachsenden Unsicherheit um Dschibo in den letzten Monaten ist es jedoch vor allem schwieriger geworden, Menschen außerhalb der Stadt zu erreichen.

Starker Anstieg an Covid-19-Erkankten

Zu dieser ohnehin extremen Situation kommt jetzt die Coronavirus-Pandemie. Die erste Infektion mit Covid-19 wurde für Burkina Faso am 9. März bestätigt. Seither hat das Land einen raschen Anstieg der Fallzahlen in neun seiner 13 Regionen erlebt. Unsere Mitarbeiter*innen bereiten sich darauf vor, die Reaktion der Gesundheitsbehörden auf Covid-19 durch eine Reihe von Initiativen zu unterstützen.

Unter anderem kümmern wir uns um Personalschulung und die Stärkung der Kapazität von Gesundheitseinrichtungen zur Betreuung von Covid-19 Patient*innen. Wichtig im Rahmen der Vorbereitung sind Prävention, die Eindämmung von Infektionen und die Einrichtung von Isolationsbereichen. Zudem bereiten wir Unterstützung für das Fallmanagement in der Hauptstadt Ouagadougou vor und haben mit der Patient*innenversorgung in Burkina Fasos zweitgrößter Stadt Bobo Dioulasso begonnen.

Eine Priorität für die Teams von Ärzte ohne Grenzen wird es sein, unsere regulären medizinischen Aktivitäten in Burkina Faso fortzusetzen und uns gleichzeitig an die neuen Herausforderungen, die der Ausbruch mit sich bringt, anzupassen. „Vorübergehende Unterbrechungen von Präventionsprogrammen, wie z.B. Masernimpfungen, könnten neue Ausbrüche auslösen. Wir müssen allen Beteiligten klarmachen, dass jede Reaktion auf Covid-19 in andere wichtige Gesundheitsprogramme integriert werden muss", betont Maïyaki.