Was sind die fünf wichtigsten Elemente für erfolgreiche humanitäre Nothilfe?
Haben Sie sich einmal gefragt, was es braucht, damit humanitäre Hilfe schnell und zielgerichtet diejenigen Menschen erreicht, die sie am dringendsten brauchen?
Wir arbeiten in den unterschiedlichsten Kontexten auf der ganzen Welt und reagieren auf Notfälle, die durch Konflikte oder Naturkatastrophen ausgelöst werden. Egal, ob in den oftmals sehr abgelegenen Gebieten im Osten der D.R. Kongo oder in den Amazonas-Regionen im Südwesten Kolumbiens: In jeder Notsituation sind ähnliche Faktoren wichtig, damit unsere Einsätze den Menschen erfolgreich helfen.
1. Leidenschaftliches Personal
Menschen wie unser kongolesischer Arzt Innocent Kunyuwana zählen zu den vielen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, deren Engagement so grundlegend für das Wohl unserer Patienten ist. Sie besitzen alle wichtigen professionellen Fähigkeiten und die Arbeit liegt ihnen so sehr am Herzen, dass sie keinerlei Mühen scheuen. Als Führungspersonen machen genau solche Menschen den Unterschied. In einem armen Land wie dem Kongo, in dem es so viel weniger ausgebildetes medizinisches Personal gibt wie bei uns, ist es für uns nicht immer leicht, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu finden. An Innocents Geschichte wird klar, welche Anstrengung es in einem solchen Kontext bedeuten kann, seine Ausbildung zum Mediziner zu absolvieren. Im Video schildert Innocent auch, wie er zusammen mit seinem Notfallteam die Cholera-Epidemie in schwer zugänglichen Regionen des Landes eindämmt.
2. Innovation
Ob mit dem Boot oder dem Flugzeug, auf drei Rädern oder zwei Füßen, um diejenigen zu erreichen, die medizinische Versorgung benötigen, braucht es unkonventionelle Ideen. In Nigeria beispielsweise haben wir sechs motorisierte Rikschas so umgebaut, dass sie unsere Patientinnen und Patienten durch enge Straßen zu den Krankenhäusern transportieren können. In einem anderen Projekt des Landes fanden wir heraus, dass sich aus Zuckerrohr Briketts herstellen lassen, die helfen den Brennstoffmangel im Vertriebenenlager zu verringern. In unserem Projekt für wiederherstellende Chirurgie in Amman, Jordanien, stellen wir innovative Prothesen mit 3D-Druckern her. Wir entwickeln möglichst einfache und kostengünstige Lösungen, die trotzdem strapazierbar sind. In verschiedenen Projekten hilft Telemedizin bei der Krisenversorgung von Patienten und Geo-Daten tragen dazu bei, Orte in abgelegenen Gebieten zu finden oder zu prognostizieren, wie viel Menschen in einer Region Hilfe benötigen.
3. Die Fähigkeit, mit der Gemeinschaft zusammenzuarbeiten
Die Zusammenarbeit mit der betroffenen Community ist oft das Geheimnis effektiven Handelns und sehr entscheidend. Wenn die Menschen nicht daran glauben, dass die von uns geleistete Arbeit sich positiv auswirken wird, warum sollten sie mit uns zusammenarbeiten? Im April 2017 brach in Niger eine wenig bekannte, aber potentiell tödliche Form von Hepatitis aus – Hepatitis E. Bei unserem Einsatz stellten wir die Gemeinschaft in den Mittelpunkt. Dies führte dazu, dass die Ausbreitung der Krankheit schnell gestoppt werden konnte. In Nigeria behandeln wir in einem Projekt Menschen mit der entstellenden Infektionskrankheit Noma. Dort versuchen wir über ein Erzählprojekt, die Sichtweisen der Menschen auf Betroffene zu verändern und sie dazu zu bewegen, schnell medizinische Hilfe zu suchen.
4. Kontextwissen
Komplex, gefährlich und sensibel: Die Arbeit in einem Konfliktgebiet erfordert ein genaues Verständnis des politischen Kontextes. Wie ist es möglich, Hilfe zu leisten, wenn man zwischen die Fronten verschiedener bewaffneten Gruppen gerät? In Ländern mit hochaktiven Konflikten wie dem Jemen, dem Südsudan oder der Zentralafrikanischen Republik, wo zudem schon Einrichtungen von uns angegriffen wurden, ist viel Wissen, Erfahrung und agiles Management notwendig. Die Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter muss unbedingt geschützt werden. Auch in Kolumbien rettet unser Notfallteam z.B. unter schwierigsten Bedingungen Leben. Dabei gehen die Kolleginnen und Kollegen extrem vorsichtig vor und erreichen so die betroffenen Bevölkerungsgruppen.
5. Ressourcen
Um Orte zu erreichen, die keine Infrastruktur haben, durch Konflikte zerstört wurden oder unter den verheerenden Nachwirkungen einer Katastrophe leiden, brauchen wir große materielle und personelle Ressourcen. Wir müssen also die entsprechenden Mittel zur Verfügung haben, um dies finanzieren zu können. Dank der Finanzierung, die in Deutschland zu 97,4 Prozent von privaten Spenden und Zuwendungen stammt, können wir Menschen in Notlagen auf der ganzen Welt schnell und effektiv helfen. Dafür sind wir natürlich allen Menschen, die dies ermöglichen, zu großem Dank verpflichtet!