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Die humanitären Auswirkungen der Klimakrise

Die Klimakrise ist keine abstrakte Bedrohung. Die Auswirkungen sind weltweit spürbar und betreffen alle. Zahlreiche Debatten drehen sich um die Frage, ob die Beteiligung am Kampf gegen den Klimawandel Teil des humanitären Handelns sein sollte. Für Ärzte ohne Grenzen ist klar, wir setzen uns mit dem Thema auseinander und übernehmen Verantwortung.

Der Klimawandel löst bereits jetzt humanitäre Krisen aus oder verstärkt deren Folgen – eine Entwicklung, die sich noch verschärfen wird. Von Dürren über Hungersnöte bis hin zu Veränderungen von Krankheitserregern und extremen Wetterereignissen treffen die Auswirkungen der Klimakrise jene Menschen am stärksten, die ohnehin besonders schutzbedürftig sind. Es ist unerlässlich, dass humanitäre Akteure sich jetzt mit den Entwicklungen auseinandersetzen - zum Wohle der Menschen und des Planeten.

Komplexe Probleme für Mensch und Natur

Die humanitären Folgen von Klimakrise und Umweltzerstörung sind irreversibel, komplex und oft nicht offensichtlich. Steigende Temperaturen bedrohen Ernten und Nutztiere und befördern extreme Wetterereignisse wie Dürren oder sintflutartige Regenfälle. Diese können zu Ernährungsunsicherheit führen, die wiederum Hungersnöte, Migration, Urbanisierung oder Konflikte verursacht oder verstärkt, wenn Menschen um begrenzte Ressourcen konkurrieren müssen. Ebenso beeinflussen Temperaturschwankungen Krankheitserreger. So sind beispielsweise bereits heute Veränderungen in der geografischen Verbreitung und Häufigkeit von Malaria in Ländern wie Äthiopien oder Kolumbien zu beobachten. Extreme Witterungsbedingungen bringen auch negative gesundheitliche Folgen mit sich: Überschwemmungen zum Beispiel können die Versorgung mit sauberem Wasser gefährden und zu Choleraausbrüchen führen.

Eine intakte Umwelt als Grundlage menschlicher Gesundheit

Besonders tragisch ist, dass die Hauptlast der negativen Auswirkungen der Klimakrise bei den Ländern liegt, die mit die geringsten Treibhausgasemissionen erzeugen. Die Auswirkungen der Klimakrise treffen damit viele Länder und Menschen, die es besonders schwer haben, sich auf die sich schnell verändernden und herausfordernden Umstände einzustellen, wie Menschen, die von Armut betroffen sind. Viele Gemeinschaften müssen bereits auf Folgen der Klimakrise reagieren, oft ohne die Hilfe von international tätigen humanitären Akteuren.

Der humanitäre Sektor muss aufholen und mehr Verantwortung für die Bekämpfung der Klimakrise übernehmen. Sich um die menschliche Gesundheit zu kümmern, ohne die Gesundheit der Umwelt zu berücksichtigen, reicht nicht. Umweltaktivistinnen und –aktivisten aus der ganzen Welt, die sich seit Jahrzehnten mit den Veränderungen unseres Klimas beschäftigen, sind ebenso wie humanitäre Akteure zunehmend Kontrollen und Kriminalisierung ausgesetzt. Immer häufiger werden sie als Terroristen bezeichnet und von populistischen Akteuren in ihrer Arbeit behindert. Wie humanitäre Akteure auch, setzen Umweltschützerinnen und -schützer täglich ihr eigenes Leben aufs Spiel. Es ist daher umso wichtiger, dass wir uns mit anderen Akteuren zusammenschließen, um zu einer stärkeren Bewegung beizutragen. Ärzte ohne Grenzen als humanitäre Nothilfeorganisation ist überzeugt: Klimawandel und Umweltzerstörung entschieden entgegen zu treten, ist kein Akt der Solidarität mehr, sondern unsere gemeinsame Verantwortung!

Humanitärer Kongress Berlin 2019

Im Oktober beschäftigt sich der Humanitäre Kongress Berlin mit den humanitären Auswirkungen der Klimakrise. Reagieren die humanitären Akteure ausreichend auf die aktuellen und zukünftigen gesundheitlichen Folgen von Klimawandel und Umweltzerstörung? Müssen wir unsere gängigen Verfahren überdenken und anpassen? Müssen wir besser mit Akteuren aus anderen Bereichen zusammenarbeiten, um gemeinsam gegen die Klimakrise und ihre Folgen vorzugehen? Wie können wir dazu beitragen, den Schutz der am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu gewährleisten? Wir werden uns selbstkritisch fragen: Welche Umweltauswirkungen haben unsere Aktivitäten und wie groß ist unser ökologischer Fußabdruck? Wie nachhaltig ist unsere Arbeit?

Sie wollen dabei sein und mitdiskutieren?

Hier gibt es weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung.