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Cholera-Erkrankungen gehen zurück, aber der Krieg bleibt

Die Anzahl der Cholera-Fälle in unseren Behandlungszentren im Jemen ist seit dem Höhepunkt des Ausbruchs im Juni deutlich zurückgegangen. Wir können daher den Großteil unserer Behandlungszentren schließen. Die allgemeine Gesundheitsversorgung der Menschen ist aufgrund des Krieges jedoch weiterhin fatal.

Auf dem Höhepunkt der Epidemie im Juni hatten wir jede Woche mehr als 11.000 neue Patienten und Patientinnen behandelt. In der zweiten Oktoberwoche waren es nur noch 560. Außerdem mussten nur neun Prozent der neuen Patienten stationär behandelt werden.

Wir müssen umsichtig bleiben

„In manchen Orten wie in Khamir kamen seit Anfang September alle Labortests negativ zurück“, erklärt unser Landeskoordinator im Jemen Ghassan Abou Chaar. Somit konnten manche Behandlungszentren bereits geschlossen werden, bei anderen wird die Schließung vorbereitet.

Seit Beginn des Ausbruchs haben wir mehr als 103.000 Patienten in 37 Behandlungszentren und mobilen Rehydrations-Stationen behandelt. Auf dem Höhepunkt der Epidemie haben wir 685 zusätzliche medizinische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angestellt oder finanziell unterstützt. „Jetzt ist es wichtig, ein gut funktionierendes System zu entwickeln, mit dem die Ab- und Zunahme von Cholera-Fällen überwacht und besser bestätigt werden können. Ohne die fortlaufende Arbeit von humanitären Helfern könnte es zu einem erneuten Ausbruch kommen“, sagt Chaar.

 

Die Konsequenzen des langen Krieges

„Die Cholera-Epidemie ist zwar noch nicht ganz vorbei, aber sie ist nicht mehr das drängendste Problem. Doch die allgemeine Gesundheitslage von Millionen Jemeniten ist weiterhin fatal. Vielen fehlt der Zugang zu medizinischer Grundversorgung.“

Der Krieg im Jemen dauert nun schon dreißig Monate an. Die Preise für Alltägliches und die Arbeitslosigkeit sind stark angestiegen. All das hat dramatische Konsequenzen für die Bevölkerung. Viele Menschen kommen erst ins Krankenhaus, wenn sie bereits in einem kritischen Zustand sind, weil sie sich den Transport nicht leisten können. Frauen bekommen ihre Kinder oft zuhause und ziehen nur bei Komplikationen medizinische Hilfe hinzu. Die Zahl der mangelernährten Kinder ist hoch.

Zudem wird das medizinische Personal seit 13 Monaten nicht mehr bezahlt. Viele Ärzte, Pfleger und medizinische Mitarbeiter mussten sich andere Einkommensquellen suchen. Somit kommt es zu immer mehr vermeidbaren Erkrankungen und Todesfällen.

Der Jemen ist eines der Länder, in denen wir weltweit am meisten aktiv sind. Wir beschäftigen fast 1.600 jemenitische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unterstützen bei der Bezahlung von 1.160 Angestellten des Gesundheitsministeriums und freien Mitarbeitern.