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„Kein Patient kann allein die Tür öffnen“ - Chronisch krank als Flüchtling - Fotoreportage

Mohannad, Samir, Moataz gehören zu unseren Teams im Norden Jordaniens. In der Provinz Irbid kümmern sie sich um chronische kranke Patienten, viele von ihnen sind syrische Flüchtlinge. Vor dem Hintergrund des akuten chirurgischen Bedarfs kriegsverletzter Patienten gerät die Situation Geflüchteter mit chronischen Krankheiten leicht in Vergessenheit. Doch auch diese Erkrankungen können lebensbedrohlich werden, wenn die Menschen nicht angemessen medizinisch versorgt werden. Sie sind zwar dem Krieg entkommen, doch sie leben unter prekären Bedingungen. Daher haben wir für sie unser ambulantes Hilfsprojekt ins Leben gerufen. Begleiten Sie unser Team für einen Moment und lernen sie die Patienten und Patientinnen von Mohannad, Samir, Moataz kennen.

 

Ärzte ohne Grenzen Jordanien Syrien Hausbesuch bei chronisch kranken Flüchtlingen Fotoreportage
Mohannad ist Arzt und Teil unseres mobilen Teams, das regelmäßig Hausbesuche rund um Irbid macht. Zusammen mit Samir und dem Fahrer Moataz besucht er vor allem syrische Geflüchtete in der Gegend. Unter ihren Patienten sind aber auch bedürftige Jordanier, die sich beispielsweise die Fahrtkosten ins Krankenhaus nicht leisten können.
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Mit dabei ist auch Samir. Er ist Krankenpfleger. „Wir müssen Freunde sein und Spaß zusammen haben“, erklärt er, denn die Kollegen sind lange zusammen unterwegs. „Manchmal verbringen wir mehr Zeit miteinander als mit unseren Familien.“
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Der erste Patient heute ist Aziz. Er hatte einen Schlaganfall und kann nicht mehr aufstehen. Unser Team behandelt zudem seinen Diabetes. Mit seiner Familie hat Aziz vor fünf Jahren Haus und Farm in Syrien zurückgelassen und ist geflohen. „Ich wünschte nur, wir hätten den Krieg nicht miterlebt“, sagt er. „Unsere Tochter ist noch in Syrien und wir müssen immer an sie denken.“
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Auch seine Frau Azam wird behandelt. Sie ist seit 15 Jahren blind. Wegen ihrer Augenkrankheit bräuchte sie eine Operation und täglich Augentropfen. Doch selbst die Tropfen kann sie sich nicht leisten. Trotz allem ist sie froh, in Sicherheit zu sein: „Die Gemeinschaft hier hat uns gut aufgenommen. Unsere Nachbarn besuchen uns, und selbst der Vermieter gibt uns einen Preisnachlass auf die Miete.“
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Samir kontrolliert auch noch ihren Blutdruck. Neben den Augenproblemen hat Azam Diabetes und Bluthochdruck. Viele der Patienten von Samir und Mohannad haben gleich mehreren chronischen Krankheiten und sind auf eine regelmäßige Behandlung angewiesen. Jedes Mal dafür ins Krankenhaus zu kommen, wäre für sie unmöglich.
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Während Azam untersucht wird, kümmert sich Mohannad um eines der Enkelkinder. Die Familie wohnt zu acht in der Wohnung. Weil Mohannad und Samir regelmäßig bei ihren Patienten und Patientinnen vorbeikommen, kennen sie die Familien meist sehr gut. Samir meint: „Es ist fast so, als ob wir eine erweiterte Familie hätten.“
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Die nächste Patientin ist Khairiya – auf dem Foto ist sie mit ihrem Mann zu sehen. Sie ist blind und leidet an Bluthochdruck. 2013 floh sie aus Syrien. „Durch die Gewalt und die Unruhen konnten wir nicht in Syrien bleiben, aber auch die Flucht war nicht einfach. Jetzt sorgen wir uns am meisten ums Geld. Wir sind zu fünft, und mein Sohn verdient gerade genug, um Miete und Essen zu bezahlen.“
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Als letzte besuchen Samir und Mohannad heute Saltiya. Sie hatte erst vor kurzem einen Schlaganfall und ist bettlägerig. Zudem wird ihr Bluthochdruck behandelt. Auch Saltiya floh mit ihrer Familie aus Syrien. Dort besaßen sie einen Olivenhain und bauten Gemüse an. Jetzt lebt die Familie zu zwölft in einem Haus. Trotz allem kümmert sich die Angehörigen so gut es geht um Saltiya.
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Solche Fahrten machen Samir und Mohanned jede Woche. Sie betreuen Patienten, die sonst keine Versorgung bekommen würden. „Viele unserer Patienten können nicht in die Stadt kommen, weil sie es körperlich oder finanziell nicht schaffen würden.“ Keiner der Patienten an diesem Tag war in der Lage, allein die Tür zu öffnen. Schon allein das zeigt die Wichtigkeit dieses kleinen Projekts.