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Hepatitis C: Neues Behandlungsmodell rettet Leben

Weltweit sind 71 Millionen Menschen mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert. Unbehandelt kann das Virus zu Leberschäden, Leberkrebs, oder gar zum Tod führen. In den vergangenen Jahren sind wirkungsvolle Medikamente bezahlbarer geworden. In Ländern wie Kambodscha, wo Hepatitis C ein großes Gesundheitsproblem darstellt, ist der Zugang zu Diagnose und Behandlung jedoch noch immer schwierig.

Als die ersten Symptome einer Hepatitis-C-Erkrankung auftraten, probierte Vanna Chou es zunächst mit traditioneller Medizin. Doch Kopfschmerzen, Fieber und Kältegefühl nahmen nicht ab. „Als ich auf Facebook sah, dass Ärzte ohne Grenzen in der Hauptstadt Phnom Penh eine Behandlung anbietet, entschied ich mich dafür, die achtstündige Busfahrt von meinem Wohnort Siem Reap anzutreten.“ Anfangs war Vanne Chou noch besorgt. „Ich wusste nicht, dass es eine einfache Behandlung für Hepatitis C gibt. Aber mir wurde alles gut erklärt." Seit ein paar Wochen wird er nun schon von unserem Team mit so genannten „direct acting antivirals“ behandelt.

Der Einsatz der direkt wirkenden antiviralen Medikamente (DAAs) ist Teil eines innovativen Konzepts zur Diagnose und Behandlung von Hepatitis C, welches unsere Teams gemeinsam mit Mitarbeiter*innen des Gesundheitsministeriums im Preah-Kossamak-Krankenhaus in Phnom Penh umsetzen. Mit den DAAs können rund 97 Prozent unserer Patient*innen, die eine 12-Wochen-Behandlung abschließen, geheilt werden. Zudem wurde die Wartezeit auf einen Behandlungsbeginn erheblich verkürzt. Zu Beginn des Projektes 2016, dauerte es noch bis zu 140 Tage nach der Erstuntersuchung, bis eine Behandlung begonnen wurde. „Die Patient*innen hatten Angst“, sagt unser Arzt Dr. Sann, der in den vergangenen drei Jahren Hunderte Hepatitis–C-Patient*innen behandelt hat. „Sie wussten nicht, was das Virus mit ihrem Körper macht, und fragten sich, was mit ihnen passieren könnte.“

Weniger Arzttermine

Die lange Wartezeit bis zum Beginn einer Behandlung lag am langwierigen Diagnoseprozess. Patient*innen mussten die Klinik acht Mal aufsuchen, bis alle Voruntersuchungen abgeschlossen waren und die Behandlung beginnen konnte. Dank zweier wesentlicher Vereinfachungen können Patient*innen wie Vanna Chou die Behandlung nun bereits beim zweiten Klinikbesuch beginnen. Alle Hepatitis-C-Patient*innen erhalten jetzt die gleiche Behandlung, unabhängig von der Art und dem Stadium ihrer Erkrankung. Der größte Teil der Analyse, der für frühere Behandlungen erforderlich war, wird nun nicht mehr benötigt. Die DAAs sind zudem sehr sicher, sodass zusätzliche Tests und Überwachungen, die früher vor und während der Behandlung stattfanden, nicht mehr nötig sind. Insgesamt müssen Patient*innen jetzt nur noch zu fünf statt 16 medizinischen Sprechstunden ins Krankenhaus kommen, was eine große Erleichterung ist.

Die Reisekosten zur Klinik sind eine weitere Belastung für die Patient*innen. „In Kambodscha sind viele Menschen arm“, sagt unsere Mitarbeiterin Dr. Somalene Pa, die seit 2016 in der Klinik arbeitet. „Es ist also eine große Verbesserung für Patient*innen, wenn sie zu weniger Sprechstunden kommen und somit weniger Geld für die Anreise ausgeben müssen."

Mehr Patient*innen bei der gleichen Anzahl an Personal

Auch das Personal der Klinik wird durch die Neuerungen entlastet. Dank der vereinfachten Behandlung wird nur ein Termin mit einer Ärzt*in benötigt, die anderen werden von unserem Pflegepersonal geleitet. „Die Verantwortlichkeiten des Pflegepersonals haben stark zugenommen“, sagt Pflegeleiter Savorn Choup. „Wir übernehmen die Erstuntersuchung der Erkrankten und den Großteil der Sprechstunden.“ Vielen Patient*innen, die die Behandlung abgeschlossen haben, bekommen ihre finalen Testergebnisse zudem telefonisch mitgeteilt. Weniger Termine für die einzelnen Erkrankten bedeuten, dass insgesamt mehr Menschen mit der Behandlung beginnen können. Seit 2016 wurden in der Klinik bereits mehr als 13.000 Patient*innen behandelt.

Die Behandlung zu den Menschen bringen

Langfristig soll die Behandlung von Hepatitis C weiter vereinfacht werden, um den Patient*innen lange Wege zu ersparen. Zu diesem Zweck führen wir derzeit ein dezentrales Betreuungsmodell ein, das vom Pflegepersonal geleitet und in Gesundheitszentren in ländlichen Gebieten der Provinz Battambang umgesetzt wird. Eine erfolgreiche Umsetzung dieses Projekts würde vielen weiteren Erkrankten das Leben retten. „Wir hoffen, dass es 2030 kein Hepatitis C in Kambodscha mehr gibt“, sagt Dr. Chhit Dimanche, Leiter einer Abteilung für Innere Medizin im Preah Kossamak Krankenhaus.

Ärzte ohne Grenzen behandelt in mehreren Ländern Menschen, die an Hepatitis C erkrankt sind und hat Hepatitis-C-Projekte im Iran, Myanmar, der Ukraine, Pakistan, Indien und Kambodscha umgesetzt. Im Jahr 2018 versorgte Ärzte ohne Grenzen 14.419 Hepatitis-C-Patient*innen weltweit.