Massive Verschlechterung der Gesundheitsversorgung im Landeszentrum
Seit der Besetzung des Norden Malis durch bewaffnete Gruppen 2012 kommt das Land nicht zur Ruhe. Der Konflikt verlagerte sich ins Landesinnere, und inzwischen haben die Auseinandersetzungen zwischen bewaffneten Gruppen und staatlichen Streitkräften in Zentralmali gerade in ländlichen Regionen starke Auswirkungen: Immer mehr Hilfsorganisationen ziehen sich zurück oder reduzieren ihre Aktivitäten. Für die Menschen ist es wiederum ein Risiko, weit entfernte Einrichtungen aufzusuchen – entsprechend schlimm ist die Situation für sie auch, wenn sie medizinische Hilfe brauchen. Unsere Teams versuchen mobil zu helfen und sehen schwerwiegende Folgen.
Adama hat ihre hochschwangere Tochter Mariam in die Stadt Douentza in der zentralmalischen Region Mopti begleitet. In dem dortigen Krankenhaus, das von Ärzte ohne Grenzen unterstützt wird, soll Mariam ihr Kind zur Welt bringen. Obwohl die beiden Frauen in einem Dorf in der Nähe von Douentza leben, war der Weg in die Stadt nicht ungefährlich. „Seit Beginn der Krise haben wir Angst unterwegs überfallen und bestohlen zu werden", sagt Adama. „Viele Menschen haben auf diesen Straßen bereits ihr Leben verloren. Wenn du überfallen wirst und kein Geld hast, wirst du zusammengeschlagen. Die Krise hat unsere Freiheit komplett eingeschränkt."
Die Krise von der Adama spricht, begann im März 2012 mit der Besetzung des Norden Malis durch bewaffnete Gruppen, die gegen den Staat und das Militär kämpfen. Im Jahr 2015 verlagerte sich der Konflikt trotz der Unterzeichnung von Friedensabkommen nach Zentralmali. Zunehmend war die Region durch Instabilität und Gewalt geprägt. In einigen Gebieten kommt es zusätzlich zu lokalen Konflikten zwischen Gemeinschaften und seit mehreren Monaten auch zu Operationen nationaler und internationaler Streitkräfte. Durch die Verhängung von Ausgangssperren und Fahrverboten in Mopt, ist die Mobilität der Menschen enorm eingeschränkt ist und ihr Zugang zu medizinischer Versorgung erschwert.
Unsicherheit, Angst, weite Entfernungen
„Es ist schwierig, weil wir kein Gesundheitspersonal im Dorf haben und die nächste medizinische Einrichtung 15 km entfernt ist", sagt Ousmane, der seinen fünfjährigen Sohn zur Behandlung einer schweren Malaria-Infektion nach Douentza gebracht hat. Viele Hilfsorganisationen, die Gesundheitsversorgung anbieten, mussten aufgrund der herrschenden Gewalt ihre Aktivitäten reduzieren oder die Region gänzlich verlassen. Das betrifft vor allem die ländlichen Regionen, in denen der Konflikt die stärksten Auswirkungen hat.
Unsere Teams arbeiten seit 2017 in Douentza, um an verschiedenen Standorten eine kostenlose Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Sie treffen dort immer wieder auf Patientinnen und Patienten mit bereits schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen. „Vor allem aufgrund von Unsicherheit, Angst oder räumlicher Distanz kommen die Menschen erst in die Gesundheitszentren, wenn ihr Zustand bereits sehr ernst ist", sagt Badamassi Abdrahimoune, unser Projektkoordinator. Ihre Behandlung ist dann oft langwieriger und komplexer. Zwischen August 2018 und Januar 2019 haben wir an drei Standorten in Douentza mehr als 21.800 medizinische Konsultationen abgehalten.
Wir versuchen, zu den Menschen zu kommen
Auch in Ténenkou, einem Ort in der Nähe des Niger-Flusses, kommen die Patientinnen und Patienten oft erst mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen in das dortige Krankenhaus. Während der Regenzeit zwischen Juli und Dezember kommt es in der umliegenden Region regelmäßig zu Überschwemmungen. Dadurch werden viele Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten und die Bewohner können sich kaum fortbewegen. In der Region leben auch Hunderte Vertriebene, die sich dort nach einem Angriff auf das Dorf Mamba niedergelassen haben.
Wir schicken daher mobile Teams in das Gebiet, um die betroffene Bevölkerung medizinisch zu versorgen und schwerstkranke Patientinnen und Patienten in das Krankenhaus in Ténenkou zu verlegen.
Ärzte ohne Grenzen unterstützt das Gesundheitswesen in der zentralmalischen Region Mopti und überweist Patientinnen und Patienten in Krankenhäuser in Douentza und Ténenkou. Wir unterstützen drei Gesundheitszentren am Stadtrand von Douentza und helfen bei der Entsendung von spezialisiertem Malaria-Gesundheitspersonal in die schwer erreichbare Region Ténenkou. Außerdem betreiben wir mobile Kliniken in Gebieten, in denen Menschen nur begrenzten oder keinen Zugang zu Gesundheitszentren haben. 2018 hielten unsere Teams in der Region Mopti mehr als 53.000 Konsultationen ab: 12.000 davon in mobilen Kliniken, 1.200 im Bereich Geburtshilfe und Behandlungen von 400 schwer mangelernährten Kindern.