Ärzte ohne Grenzen wieder mit zwei Rettungsschiffen im Mittelmeer – Baby an Bord der „Aquarius“ geboren
Am Montag ist ein zweites Schiff von Ärzte ohne Grenzen von Malta aus zur Seenotrettung im Mittelmeer ausgelaufen. Es wird die Such- und Rettungszone am frühen Mittwochmorgen erreichen. Die „Prudence“ ersetzt die „Bourbon Argos“, die in den vergangenen beiden Jahren im Einsatz war.
Schon den ganzen Winter war die „Aquarius“ im Mittelmeer unterwegs, die von „SOS Mediterranee“ und Ärzte ohne Grenzen gemeinsam betrieben wird. Die „Aquarius“ hat in diesem Jahr bereits 3.761 Menschen aus Seenot gerettet. Allein in der Nacht von Samstag auf Sonntag hat das Schiff innerhalb von 15 Stunden 946 Menschen aus neun Schlauchbooten gerettet. Am Dienstag brachte eine Schwangere auf dem Schiff mit Hilfe des medizinischen Teams von Ärzte ohne Grenzen eine Tochter zur Welt.
„Auch im Jahr 2017 haben Tausende, die vor Krieg, Konflikten und Verfolgung fliehen, keine andere Wahl, als die verzweifelte Reise über das Mittelmeer anzutreten, um Sicherheit in Europa zu finden“, erklärt Michele Trainiti, Koordinator der Seenotrettung. „Anstatt immer neue Pläne zur Abschreckung und Abschottung zu entwickeln, sollte die EU ihrer Verantwortung nachkommen und in Kapazitäten zur Seenotrettung investieren. Solange es keine sicheren Fluchtwege gibt, werden weiterhin verzweifelte Menschen in diese Boote steigen, und Ärzte ohne Grenzen wird weiterhin versuchen, sie vor dem Tod zu bewahren.“
Die Prudence ist ein 75 Meter langes Versorgungsschiff, das normalerweise etwa 600 Menschen an Bord nehmen kann, im Notfall aber bis zu 1.000. Die Mannschaft besteht aus 13 Mitarbeitern von Ärzte ohne Grenzen und 17 weiteren Crewmitgliedern. Das Schiff ist unter anderem mit einer Notaufnahme, einem Behandlungszimmer, einer Apotheke, einem Leichenraum und speziellen Bereichen für die Behandlung von verletzlichen Patienten ausgestattet.
Ärzte ohne Grenzen hat seit 2015 mehr als 56.000 Menschen aus Seenot gerettet oder von anderen Schiffen an Bord genommen. Die Seenotrettung wird gemäß des internationalen Seerechts unter Koordination der Seenotrettungszentrale in Rom durchgeführt. Die Organisation fordert von der Europäischen Union, endlich sichere und legale Fluchtwege zu schaffen.