Tschad 07. April 2016 Nach Gewalt durch Boko Haram: Auf der Suche nach einem sicheren Ort - Fotoreportage Pfadnavigation Startseite Unsere Arbeit Aktuelles und Berichte Nach Gewalt Durch Boko Haram: Auf Der Suche Nach Einem Sicheren Ort - Fotoreportage 2,7 Millionen Menschen auf der Flucht leben zurzeit in der Region Tschadsee. Ihre Situation resultiert aus den Anschlägen der Gruppe „Westafrika-Provinz des Islamischen Staates“ (besser bekannt als Boko Haram), aber auch aus den Gegenschlägen von Streitkräften, die der Gewalt Einhalt gebieten sollen. Der ursprünglich in Nigeria ausgebrochene Konflikt hat sich nach Kamerun, Tschad und Niger ausgebreitet. Im südlichen Niger ist die Region Diffa an der Grenze zu Nigeria Ziel von Anschlägen von Boko Haram. Aufgrund der andauernden Gewalt leben derzeit 300.000 Geflüchtete in Diffa. Sie haben sich um die größeren Städte und Dörfer in den Bezirken Diffa, Nguigmi und Bosso niedergelassen oder Zeltlager entlang der Straße aufgeschlagen, die Diffa und Niamey, die Hauptstadt Nigers, verbindet. Die Menschen leben unter prekären Bedingungen. Die meisten von ihnen sind Fischer oder Bauern. Sie können aber ihrer Tätigkeit nicht mehr nachgehen, da die Behörden aus Sicherheitsgründen den Zugang zum Fluss Komadougou geschlossen haben, der Nigeria von Niger trennt. Nach Plünderungen durch Boko Haram suchten mehr als 400 Familien im Gebiet Gueskérou, östlich von Diffa , Zuflucht. Die meisten von ihnen arbeiten, wenn es ihnen möglich ist, für einen Tageslohn von 1.50 EUR, aber nicht jeder findet auch jeden Tag Arbeit. Vorher gab es drei Schulen im Dorf, nun haben die Kinder keinen Zugang mehr zu Bildung. Viele von ihnen sind krank, da die Nächte kalt sind und es keinen Unterschlupf gibt. Einige der Geflüchteten im Lager in Gueskerou fürchten sich so vor Boko Haram, dasss sie nachts im Wald schlafen. Sie haben sich diesen Ort nahe der Straße als Lager ausgesucht, da Sicherheitskräfte hier einen leichteren Zugriff haben, es Dörfer in der Nähe gibt und ein besserer Zugang zu humanitärer Hilfe besteht. Sie möchten bleiben, auch wenn die Sicherheitskräfte das Lager nicht mehr schützen. “Die Strasse verbindet uns mit der Welt”, sagt das Dorfoberhaupt. Assaga ist ein durch den Fluss Komadougou geteiltes Dorf. Ein Teil Assagas liegt in Nigeria und der andere in Niger. Vor acht Monaten griff Boko Haram das nigerianische Assaga an. 12 Menschen kamen ums Leben und neun wurden verletzt. Die Menschen aus beiden Teilen des Dorfes flohen zur Straße RN1 in den Niger. Circa 12.000 von ihnen haben sich dort niedergelassen. Auf ihrer Flucht haben sie alles verloren. Dank humanitärer Hilfe konnten sie überleben, auch wenn diese nur unzureichend ist. Rambo Daoua, 22, bringt ihre einjährige Tochter Zara Boucar zum Gesundheitszentrum in Ngaroua. Das kleine Mädchen leidet an Durchfall und hat eine Bindehautentzündung. Vor zwei Monaten kamen Kämpfer von Boko Haram in ihr Dorf. Sie feuerten Luftschüsse ab und stahlen alles. Nun lebt Rambo in einem Strohzelt in der Nähe von Ngaroua. Ihr Mann ist Bauer, kann allerdings seinen Beruf nun nicht mehr ausüben. Rambo versorgt ihr Kind nur mit Muttermilch. Sie hat nicht genügend Kleidung, um es warm zu halten. Khadija Yana, 35, hat acht Kinder. Ihre Familie lebt zusammen mit 20 anderen Menschen auf einem Grundstück am Rande von Ngaroua. Khadija bringt ihre zehn Monate alte Tochter, Fanta Moustapha, zum Gesundheitszentrum, sie hat eine Bindehautentzündung und eine Erkältung. Ihr Mann arbeitet auf dem Feld. Er ist blind. Um zu überleben, nimmt Khadija jede Arbeit an. Al Hadji Boucar Modu, 40, hat nach einem Angriff durch Boko Haram sein Dorf vor 18 Monaten verlassen. Er fand Unterschlupf in Bosso, Niger, aber auch dieses Dorf wurde angegriffen, und er musste erneut fliehen. Danach hat er sich in Baroua niedergelassen, wo sein erster Sohn, Ari Daoua, zur Welt kam. Nur ein paar Monate später musste er erneut fliehen. Nun lebt er in einem Flüchtlingslager in der Nähe von Baroua. Wäre sein Dorf wieder sicher, würde er sofort zurückkehren. Das Lager Baroua, einige Kilometer von den Ufern des Tschadsees entfernt, ist Zufluchtsstätte für 10.000 Vertriebene, Geflüchtete und Rückkehrer. Nach mehreren Boko Haram-Angriffen haben sie sich dort niedergelassen, da es nahe einer Militärbasis und Straße liegt. Sobald die Dörfer wieder sicher sind, wollen alle zurückkehren. Wir versuchen den Menschen in der Region in Niger zu helfen, indem wir mehrere Gesundheitszentren in den Gebieten Diffa, Nguigmy und Bosso unterstützen sowie das größte Mutter- und Kind-Zentrum in Diffa und das regionale Krankenhaus in Nguigmy. Außerdem bieten wir medizinische Hilfe im Flüchtlingslager Assaga und in Yebi an. Im Jahr 2015 haben wir dort mehr als 142.000 medizinische Konsulationen durchgeführt.