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Region Tschadsee - grenzüberschreitende Konflikte und ein schrumpfendes Gewässer

Als wir 2016 begannen im Krankenhaus in Maroua zu arbeiten, waren in der Region Tschadsee bereits Millionen Menschen auf der Flucht: vor Anschlägen bewaffneter Gruppen wie JAS* (auch bekannt als Boko Haram), aber auch vor Gegenschlägen  nationaler Streitkräfte.  Die ursprünglich 2009 in Nigeria ausgebrochene Gewalt hatte sich nach Kamerun, Tschad und in den Niger ausgebreitet. Außerdem liegt die Region Tschadsee in der Sahelzone und ist von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen. Internationale Schlagzeilen macht all das kaum. Was nichts an der Tatsache ändert, dass dort in großem Umfang medizinische Unterstützung gebraucht wird.  

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Maroua liegt im hohen Norden Kameruns

Die Krise am Tschadsee begann 2009 in Nigeria und breitete sich im gesamten Gebiet des Seebeckens in die angrenzenden Länder hinein aus - also bis in den äußersten Norden Kameruns, in den Westen des Tschad und in den Südosten Nigers. Die Krise verschärfte die Situation in einer Region, in der es regelmäßig Dürreperioden gibt, deren Infrastruktur unzureichend ist und in der soziale Ungleichheit herrscht. Der Kreislauf fehlender finanzieller Mittel für die Menschen wird durch die Folgen des Konflikts und des Klimawandels extrem vorangetrieben.  

Die Folgen des Klimawandels und des Konflikts

Der Tschadsee, einst der größte See des Tschadbeckens, schrumpft seit Jahrzehnten. Mit dem Rückgang des Sees schwinden auch Weideflächen, Wasservorräte und andere Lebensgrundlagen wie die Verfügbarkeit von Fisch. Auch daraus haben sich langwierige Konflikte zwischen bewaffneten Gruppen wie JAS und Regierungstruppen entwickelt. Diese Krise belastet die 17 Millionen Menschen, die in der Region leben, schwer. Lösungen sind leider kaum in Sicht. 

Auch Gemeinden, die Geflüchtete aufnehmen, brauchen Hilfe

Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen UNHCR sind mehr als 298.000 Menschen aus Nigeria in den Tschad, nach Kamerun und in den Niger geflohen. Gleichzeitig wurden 2.833.000 Menschen aus ihren Wohnorten in Nigeria, Kamerun, Tschad und im Niger vertrieben. 
Seit 2015 unterstützen wir Geflüchtete und Menschen, die innerhalb der Region Tschadsee vertrieben wurden. Wir arbeiten auch mit der Bevölkerung in den Gemeinden zusammen, die Geflüchtete aufgenommen haben. 

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Krankenhausgebäude mit Bäumen im Hof im Hintergrund Berge
Maroua – nach vielen Jahren der Zusammenarbeit in einem zentralen Landeskrankenhaus übergeben wir unsere Arbeit an die dortigen Gesundheitsbehörden. Weil an anderen Orten dringend Unterstützung gebraucht wird, bleiben wir aber in der Region.
© MSF/Pierre-Yves BernardInstagram: @pyouaille

Spezialisierung auf Verletzungen durch Gewalt und Unfälle  

Ein Jahr später haben wir begonnen, im Landeskrankenhaus von Maroua im äußersten Norden Kameruns zu arbeiten. Wir haben Menschen, die Gewalt erlebt hatten und Unfallopfer notfallchirurgisch versorgt. Der Zustand vieler Patient*innen war lebensbedrohlich, oftmals hatten sie schwerwiegende Wunden: Verbrennungen, mehrfache Brüche oder innere Verletzungen. Wir haben viele von ihnen langfristig behandelt und auch psychologische Unterstützung angeboten. Die Klinik ist mit diesem Angebot die wichtigste medizinische Einrichtung mit spezialisiertem Angebot. 

Gutes Gefühl: Gehen, wenn man nicht mehr gebraucht wird 

Nachdem wir die Intensivstation renoviert und die Teams geschult haben, übergeben wir unsere Arbeit an die Behörden des Gesundheitsministeriums. Weil in der Region aber weiterhin großer Bedarf an medizinischer Hilfe besteht, werden wir an anderen nahe gelegenen Orten weiterarbeiten: in Mora und Kolofata. Auch andere Projekte sind in Vorbereitung. 

 

* Jamā'at Ahl as-Sunnah lid-Da'wah wa'l-Jihād, and Wilāyat Garb Ifrīqīyā