Südsudan 16. März 2016 „Ich bin losgerannt und hab mich im Sumpf versteckt“ – keinerlei Sicherheit vor Gewalt - Fotoreportage Pfadnavigation Startseite Unsere Arbeit Aktuelles und Berichte „Ich Bin Losgerannt und Hab Mich Im Sumpf Versteckt“ – Keinerlei Sicherheit Vor Gewalt - Fotoreportage Die Stadt Leer im Südsudan (Bundesstaat Unity): Tausende Menschen stehen in Reihen an, um sich Nahrungsmittelrationen abzuholen. Die verlassene und zerstörte Gegend ist einer der Schauplätze im Südsudan-Konflikt, bei dem sich Oppositionsgruppen und die Sudanesische Volksbefreiungsarmee (SPLA) bekämpfen. Seit zwei Jahren sind die Menschen enormen Gewaltausbrüchen ausgesetzt. Ärzte ohne Grenzen versucht, ihnen dort wie in den regulären Programmen zu helfen. Im vergangenen Mai mussten alle humanitären Hilfsorganisationen, so auch wir, die Stadt Leer aufgrund schwerer Kämpfe verlassen. Die Einwohner flohen in den Busch oder in die zivile Schutzzone der UN in Bentiu. Wir konnten im Juli 2015 einige Tätigkeiten wieder aufnehmen, dann wurde unser Gelände im Oktober zum dritten Mal zerstört. Bei den jüngsten Zwischenfällen im März 2016 flohen viele Menschen auf dieses Gelände, während ihre Häuser von einer bewaffneten Gruppe von Männern geplündert wurden. „Am Abend des 14. März hörten unsere Teams Schreie ... Plötzlich sahen wir Zivilisten, die in unsere Richtung um ihr Leben rannten. Sie suchten Schutz bei uns, weil sonst niemand da ist, an den sie sich wenden können“, sagt unser Notfall-Koordinator Jens Pagotto. Momentan können wir in Leer wieder Hilfe im Krankenhaus anbieten und sind auch in Thonyor in einem Gesundheitszentrum sowie mit mobilen Teams vor Ort. Zudem unterstützen wir die Menschen mit speziellen Ernährungsprogrammen. Viele Menschen aus Leer sind nach Thonyor geflohen. Das Foto zeigt einige von ihnen bei der ersten Nahrungsmittelverteilung seit Monaten. Während die meisten Menschen aus dem Camp in Kok Island nach Thonyor aufgebrochen sind, um zur Verteilung von Nahrungsmitteln zu kommen, sind nur wenige zurückgeblieben. Unter ihnen eine ältere Frau. Mehr als zweitausend Vertriebene haben in dem Lager auf der kleinen Insel inmitten von Sumpf Zuflucht gesucht. Einer unserer Mitarbeiter hilft einem kleinen Jungen durch den Sumpf, nachdem dieser mit seiner Familie Nahrungsmittel entgegengenommen hat und nun wieder nach Kok Island zurückkehrt. Zwei Männer suchen Schutz an einem Baum, als ein UN-Hubschrauber in der Nähe von Kok Island abhebt. Die Besatzung hat Nahrungsmittelrationen für mangelernährte Kinder in dem Lager abgeladen. Trotz des großen humanitären Bedarfs gibt es keine ausreichende und anhaltende Präsenz humanitärer Organisationen in denjenigen Gebieten des Südsudans, in denen die Menschen am meisten Hilfe benötigen. Der 50-jährige Peter Gatlek sitzt auf einem Bett in unserem Krankenhaus in Lankien (Bundesstaat Jonglei). Seine Schusswunde am Kopf wurde von unserem Team versorgt. Er wurde verwundet, als sein Dorf von Bewaffneten überfallen wurde und er floh. „Sie kamen und griffen unser Dorf an. Ich bin einfach losgerannt und habe mich im Sumpf versteckt. Manche Menschen, die mit mir geflohen sind, wurden verletzt. Andere sind tot.“ Einer unserer Mitarbeiter hält den kleinen Nyangar, während seine Schusswunde am Fuß im Krankenhaus von Lankien untersucht wird. Nyangar wurde angeschossen, als er vor einem Angriff an ein Flussufer floh. Er kam erst 20 Tage nach seiner Verletzung ins Krankenhaus. Leider stellt sich heraus, dass sein Fuß amputiert werden muss. Dieses Foto zeigt den kleinen Nyangar, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Es entstand im Lager in Kok Island. Seine Mutter wusch den Jungen in einer Metallwanne. In Kok Island machten die beiden eine Pause von zwei Tagen, bevor sie in ihr Zuhause nach Adok zurückkehrten. Unsere Krankenschwester Crystal versorgt eine Wunde am Fuß von George Tut mit einem neuen Verband. Auch George Tut wurde angeschossen, als ein Dutzend Bewaffneter sein Heimatdorf angriff. Für dieses Kind kam unsere Hilfe leider zu spät: Es starb in unserem Krankenhaus in Bentiu. Einer unserer Mitarbeiter hält das verstorbene Baby in seinen Armen. Er steht vor einer Leichenhalle in der UN-Schutzzone. Diese beiden jungen Männer gehören dagegen zu den vielen Menschen, denen wir helfen konnten. Als in ihrem Dorf Kämpfe ausbrachen, wurde ihnen in die Beine geschossen. Unser Team in Lankien versorgte sie. Nun erholen sie sich im dortigen Krankenhaus. Und auch in Bentiu brauchen viele Patienten und Patientinnen unsere Hilfe: Während in unserem Krankenhaus in der UN-Schutzzone morgens eine Mitarbeiterin schon für Sauberkeit sorgt, wachen die Menschen unter den Moskitonetzen langsam auf.