Feuer in EU-Hotspot Moria auf Lesbos: Ärzte ohne Grenzen kritisiert unmenschliche Bedingungen im Lager
In der Nacht auf Freitag ist im EU-Hotspot Moria auf der griechischen Insel Lesbos gegen 23:30 Uhr ein Feuer ausgebrochen. Ein Team von Ärzte ohne Grenzen kam kurz danach in Moria an, als bereits ein Krankenwagen und Ersthelfer die Verletzten versorgten. Das Team von Ärzte ohne Grenzen leistete Erste Hilfe und verteilte vor dem Lager Decken und warme Kleidung an die Menschen, die vor dem Brand geflohen waren.
Zwei Menschen starben, mehrere Personen wurden verletzt, darunter eine Frau und ein Kind. Das Feuer war in den Zelten ausgebrochen, in denen die Asylsuchenden untergebracht sind, für die in den überfüllten Containern kein Platz mehr ist. Mediziner und Logistiker von Ärzte ohne Grenzen befinden sich derzeit vor Ort und arbeiten mit anderen humanitären Organisationen zusammen, um sich einen Überblick zu verschaffen und um festzustellen, wie den Menschen geholfen werden kann.
Dazu erklärt Loïc Jaeger, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Griechenland:
„Männer, Frauen und Kinder, die in den Containern keinen Platz mehr hatten, leben in Zelten und nutzen Kochplatten und Brenner, um sich warm zu halten. Im rauen Winterwetter leben diese Menschen unter unmenschlichen Bedingungen. Das zeigt, dass der Schutz und das Wohlergehen Tausender Menschen für die griechischen Behörden keine Priorität haben.
Dieses Feuer in Moria ist mehr als ein Unfall. Es ist eine direkte Folge der erbärmlichen Bedingungen, unter denen die Flüchtlinge leben müssen - im Lager in Moria ebenso wie an anderen Orten in Griechenland. Die griechischen und europäischen Behörden, die den Flüchtlingen diese Lebensbedingungen aufzwingen, sagen immer wieder, man könne die Menschen nicht von der Insel herunterbringen, um den EU-Türkei-Deal zu wahren. Wie viele Menschen müssen noch bei dem Versuch sterben, sich im Zelt warm zu halten, bevor die europäischen und griechischen Behörden endlich etwas unternehmen?“
Ärzte ohne Grenzen hatte sich im März 2016 aus dem EU-Hotspot Moria zurückgezogen, als das Lager als Folge des EU-Türkei-Abkommens zunächst zu einer Einrichtung gemacht worden war, in der die Menschen auf der Flucht eingesperrt wurden und abgeschoben werden sollten. Die Teams versorgten aber außerhalb des EU-Hotspots weiterhin Menschen auf Lesbos. Im Oktober hat Ärzte ohne Grenzen in Mytilini, der Hauptstadt von Lesbos, eine Klinik für Flüchtlinge und Migranten eröffnet. Die Teams behandeln dort Frauen und Kleinkinder (Gynäkologie, Geburtsvorbereitung und -nachsorge, Familienplanung, Hilfe für Opfer von sexualler Gewalt) sowie Menschen, die an chronischen Krankheiten leiden (Herzkrankheiten, Diabetes, chronische Lungenkrankheiten, Asthma, Epilepsie etc.).
Im EU-Hotpot Moria auf Lesbos müssen derzeit mehr als doppelt so viele Menschen leben, als das Lager eigentlich als Kapazität aufnehmen kann.
In ganz Griechenland finden sich unmenschliche Bedingungen in den Lagern für Flüchtlinge und Migranten. Verantwortlich dafür sind die EU und die griechischen Behörden. Das Feuer in Moria ist ein weiteres Beispiel für die tödlichen Folgen dieser Politik.