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Weltfrauentag: “Keine Frau sollte bei der Geburt ihres Kindes sterben“

Afghanistan bleibt eines der gefährlichsten Länder, um ein Kind zu bekommen. 4.300 Frauen sterben dort jährlich an Komplikationen, während es in Deutschland etwa 40 sind. Zum Weltfrauentag am 8. März machen wir daher auf die Lage afghanischer Frauen aufmerksam und auf die Gefahren, denen sie während der Schwangerschaft und Geburt ausgesetzt sind.

„In meinem Leben habe ich viele Frauen während oder nach der Geburt sterben sehen. Und ich sah Kinder ohne ihre Mutter aufwachsen. Das macht mich wirklich traurig“, erzählt die leitende Hebamme Aqila Mohammad Amir aus Kabul. Sie weiß sehr genau, was getan werden müsste, um die Situation zu verändern – so müssten dringend mehr Hebammen ausgebildet werden wie sie uns im Video erzählt.

Eine Geburt, die nicht professionell begleitet wird, ist die größte Gefahr für afghanische Frauen und ihre Neugeborenen. Um die Sterblichkeitsraten zu verbessern, stellen wir kostenlose medizinische Versorgung für Mütter und Neugeborene in vier afghanischen Krankenhäusern bereit. Von allen Geburten, die von uns weltweit betreut werden, findet ein Viertel in Afghanistan statt. Unsere Teams haben dabei geholfen, allein 2016 mehr als 66.000 Babys zur Welt zu bringen.

 

Das größte Problem ist der Mangel an weiblichen Ärzten und Hebammen

Viele Jahrzehnte lang hatten afghanische Frauen keinen Zugang zu Bildung. So entstand ein Mangel an ausgebildeten Frauen, um Schwangere zu betreuen. Gleichzeitig wollen viele Familien in Afghanistan aufgrund kultureller Normen, dass die Frauen ausschließlich von weiblichem Personal betreut werden. Dieses Dilemma ist ein Grund dafür, dass zwei Drittel der Babys zu Hause zur Welt kommen - ganz ohne professionelle Hilfe. Alle unserer Projekte zielen daher besonders auf die Ausbildung weiblicher afghanischer Mitarbeiterinnen.

Fast alle Hebammen in unseren Projekten kommen aus Afghanistan. Seit 2012 gibt es in der ländlichen Region Chost ein Krankenhaus nur für Frauen, mit dem Schwerpunkt auf Schwangerschaftsbetreuung. Dort konnte eine Reihe von Ärztinnen viele Erfahrungen im Umgang mit komplizierten Geburten sammeln. Sie wurden von unseren internationalen Mitarbeitern ausgebildet, z.B. von der Geburtshelferin und Gynäkologin Dr. Séverine Caluwaerts, die schon sieben Mal in Chost im Einsatz war.

Viele Familien sind zu arm, um für medizinische Versorgung zu zahlen

“Zwei der afghanischen Ärztinnen, Dr. Sadia und Dr. Farida, habe ich praktisch ihren ersten Kaiserschnitt beigebracht. Und jetzt, viele Jahre später, sind sie unabhängig“, sagt Dr. Caluwaerts.

Während unsere medizinische Versorgung kostenlos ist, muss man in vielen anderen Kliniken in Afghanistan dafür bezahlen. „Viele Menschen haben finanzielle Probleme. Das heißt, sie haben kein Geld für vorgeburtliche Versorgung oder um zum Gynäkologen zu gehen“, sagt Aqila. „Die Frauen werden von den teuren Krankenhäusern abgeschreckt und versuchen, ihr Kind zu Hause zu bekommen. Viele von ihnen wissen aber nichts über mögliche Komplikationen bei der Schwangerschaft oder Geburt.“ Hinzu kommt, dass es in vielen Regionen kaum medizinische Einrichtungen gibt und die Menschen oftmals sehr weite Wege auf sich nehmen müssen, um eine zu erreichen. Dabei kommt es leider vor, dass die Hilfe dann zu spät kommt. „Die Geburt sollte ein Moment der Freude sein, nicht der Trauer. Deshalb sind wir hier und das ist unser Job. Keine Frau sollte bei der Geburt ihres Kindes sterben“, betont Dr. Caluwaerts.