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30 Jahre Ärzte ohne Grenzen Deutschland

Komplexe Krisen, eingeschränkter Zugang und restriktive Gesetzgebung erschweren humanitäre Arbeit  

Anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens blickt die deutsche Sektion von Ärzte ohne Grenzen auf große Herausforderungen für die humanitäre Hilfe. „Wir beobachten multiple Krisen und zeitgleich eine zunehmende Einschränkung und Bedrohung unserer Arbeit”, sagt Christian Katzer, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Deutschland. „Restriktive Gesetzgebungen wie aktuell die Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) sowie Angriffe auf Krankenhäuser und humanitäres Personal wie aktuell im Sudan erschweren unabhängige medizinische Versorgung. Das hat katastrophale Konsequenzen für die zivile Bevölkerung.“   

 

Die Organisation blickt angespannt auf das für Donnerstag angesetzte Treffen der EU-Innenminister*innen und die aktuell diskutierte Reform des europäischen Asylrechts. „Ärzte ohne Grenzen beobachtet seit Jahren, wie Menschen an den EU-Grenzzäunen im Wald erfrieren, im Mittelmehr ertrinken, illegale Pushbacks stattfinden und vulnerable Menschen in haftähnlichen Camps an den EU-Außengrenzen ausharren“, berichtet Katzer. Die aktuell verhandelte GEAS-Reform bietet keine Antwort auf das Sterben an den Grenzen Europas und wird voraussichtlich zu mehr Leid führen. 

268,5 Millionen Euro hat die deutsche Sektion im Jahr 2022 eingenommen, das sind 52,5 Millionen mehr als im Vorjahr und damit ein Rekord. Die Ausgaben von Ärzte ohne Grenzen Deutschland betrugen im vergangenen Jahr 262,2 Millionen Euro. 227,5 Millionen Euro (86,8 Prozent) flossen in die Projekte vor Ort.  Allein 22 Millionen Euro gingen in den Jemen, mehr als in jedes andere Land. „Dass wir im Jemen, in der Ukraine, im Sudan und in vielen anderen Krisengebieten weltweit Nothilfe leisten können, haben wir unseren Spenderinnen und Spendern zu verdanken”, sagt Parnian Parvanta, stellvertretende Vorstandsvorsitzende von Ärzte ohne Grenzen Deutschland.  

Besonderen Fokus legt die Organisation bei ihrer Arbeit auf die Bedürfnisse von Frauen, die vielerorts immer noch zu wenig Beachtung finden. Als besonders drastisches Beispiel beschreibt die Gynäkologin Parnian Parvanta die Situation der Mädchen und Frauen in Afghanistan. Sie dürfen keine weiterführenden Schulen und Universitäten mehr besuchen, was zu einem eklatanten Mangel an weiblichem medizinischem Personal führen wird. Zudem denken staatliche Geldgeber laut über die Reduktion humanitärer Mittel nach, während einer der größten humanitären Notlagen in Afghanistan seit Jahrzehnten. „Momentan können in Afghanistan Frauen oft nur von Frauen behandelt werden”, sagt Parvanta. „Wenn es kein ausgebildetes weibliches Personal mehr gibt, könnten sie nicht behandelt werden.”   

Auch die Auswirkungen der Klimakrise beschäftigen Ärzte ohne Grenzen zunehmend. Die Teams der Organisation sehen in den Projekten unmittelbar die gesundheitlichen Folgen für die Menschen. „Steigende Temperaturen, ausbleibende Regenzeiten und immer häufiger auftretende Extremwetterereignisse wie Wirbelstürme und Überschwemmungen haben direkte Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit“, sagt Katzer. Zudem verschärft die Klimakrise bereits bestehende Probleme. „Die humanitären Bedürfnisse weltweit werden mit dem Fortschreiten der Klimakrise weit über das hinauswachsen, was wir und andere humanitäre Nothilfeorganisationen kennen und bewältigen können. Die Klimakrise ist auch eine Gesundheits- und humanitäre Krise.”   

Unser Jahresbericht 2022

Wo waren wir mit unserer Nothilfe 2022 präsent? Was hat uns herausgefordert? Welche Spendengelder konnten wir einnehmen und wo sind sie hingeflossen?

Für weitere Auskünfte sprechen Sie uns an

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Unsere Pressereferetin Christiane Winje
Christiane Winje
- Media Relations