Jahresergebnis 2023: Ärzte ohne Grenzen Deutschland nimmt mehr als 250 Millionen Euro ein
- Internationale humanitäre Hilfe im Sudan stark unterfinanziert
- Medizinische Einrichtungen und Helfende häufiger Ziel von Angriffen
- Nicht-Einhaltung des humanitären Völkerrechts besorgniserregend
Berlin, 20. Juni 2024. Die deutsche Sektion von Ärzte ohne Grenzen hat im Jahr 2023 insgesamt 254,4 Millionen Euro eingenommen. Diese stammen zum größten Teil aus Privatspenden.
Die Ausgaben von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland im Jahr 2023 betrugen 259,8 Millionen Euro. Die Projekte in den Einsatzländern der Organisation wurden mit 217,7 Millionen Euro (83,8 Prozent der Einnahmen) unterstützt.
„Neben den Folgen chronischer Krisen müssen wir auch immer wieder auf die Auswirkungen akuter Krisen reagieren, wie nach dem Ausbruch des Krieges im Sudan. Nur durch die Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender ist es uns möglich, in solchen Situationen schnell zu handeln, um möglichst viele Betroffene medizinisch zu versorgen”, sagt Parnian Parvanta, die Vorstandsvorsitzende von Ärzte ohne Grenzen Deutschland.
„Trotz aller Anstrengungen von Ärzte ohne Grenzen ist die medizinische und humanitäre Hilfe anderer Akteure im Sudan besonders stark unterfinanziert und unterrepräsentiert. Unsere Teams fühlen sich durch die weitgehende Abwesenheit anderer humanitärer Akteure allein gelassen und können im Rahmen ihrer Möglichkeiten nicht allen Menschen helfen, die Unterstützung brauchen", sagt Parvanta. „Die Vereinten Nationen, ihre Mitgliedsstaaten und andere humanitäre Organisationen sind in der Pflicht, die Hilfe schnell und massiv auszuweiten.”
Große Auswirkungen hat der Krieg im Sudan auch auf das Nachbarland Tschad, in das mehr als 600.000 Menschen geflüchtet sind. Der Großteil von ihnen sind Frauen und Kinder. „Die Menschen haben auf der Flucht Unvorstellbares durchgemacht und leben nun unter unzumutbaren Bedingungen in Flüchtlingscamps in abgelegenen Wüstengebieten wie Metché und Aboutengue. Sie sind vollständig auf humanitäre Hilfe angewiesen, haben kaum Zugang zu Nahrung und sind von weiteren Gesundheits- und Sicherheitsrisiken bedroht.” Die humanitäre Hilfe im Osten des Tschad sei völlig unzureichend, so Parvanta. „Es ist dringend notwendig, dass die internationale Hilfe für die gesamte Region aufgestockt wird."
Sorgen bereitet der Organisation auch die zunehmende Nicht-Einhaltung des Humanitären Völkerrechts. „Es ist bestürzend, dass zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser von vielen Konfliktparteien nicht mehr als geschützte Orte betrachtet werden. 2023 war das noch häufiger der Fall als in den Vorjahren. Ob in der Ukraine, in Haiti, im Sudan oder im Gazastreifen – überall waren medizinische Einrichtungen das Ziel von Gewalt”, sagt Parvanta. „Diese Entwicklung ist völlig inakzeptabel.”