Team von Ärzte ohne Grenzen beobachtet Erschießung von Zivilisten in Tigray und wird selbst angegriffen
In der äthiopischen Provinz Tigray hat ein Team von Ärzte ohne Grenzen am 23.3.2021 die Erschießung von vier Zivilisten durch Soldaten der äthiopischen Armee beobachtet. Der Vorfall ereignete sich auf der Straße zwischen den Städten Mekele und Adigrat. Kurz darauf wurde das Team selbst angegriffen.
Karline Kleijer, Leiterin der Notfallabteilung von Ärzte ohne Grenzen, berichtet: “Das Team war in einem Wagen unterwegs, der deutlich mit dem Zeichen von Ärzte ohne Grenzen gekennzeichnet war. Auf der Straße gelangten sie an eine Stelle, an der es offenbar gerade einen Überfall einer bewaffneten Gruppe auf einen Konvoi der äthiopischen Armee gegeben hatte. Mehrere Militärfahrzeuge standen noch in Flammen.
Äthiopische Soldaten stoppten den Wagen von Ärzte ohne Grenzen und zwei öffentliche Minibusse, die dahinter fuhren. Die Soldaten zwangen deren Passagiere auszusteigen. Die Männer wurden von den Frauen getrennt, die Frauen durften gehen. Kurz darauf wurden die Männer erschossen. Das Team von Ärzte ohne Grenzen durfte weiterfahren und sah die Leichen der Getöteten am Rande der Straße liegen.
Nach einer kurzen Strecke wurde der Wagen von Ärzte ohne Grenzen erneut durch Soldaten angehalten. Sie zerrten den Fahrer aus dem Fahrzeug, schlugen ihn mit einem Gewehrkolben und drohten, ihn zu erschießen. Schließlich durfte er wieder einsteigen, und das Team konnte nach Mekele zurückkehren.
Wir sind entsetzt über die anhaltende Gewalt in Tigray. Der furchtbare Zwischenfall verdeutlicht die Notwendigkeit, die Zivilbevölkerung in diesem andauernden Konflikt besser zu schützen. Die bewaffneten Gruppen müssen darüber hinaus humanitäre und medizinische Hilfe respektieren.”