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Covid-19: Exponentielle Ausbreitung, hochansteckende Mutation, null Impfstoff - Ärzte ohne Grenzen fordert dringend Vakzine für Länder im südlichen Afrika

Berlin, 4. Februar 2021. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen fordert dringend Covid-19-Impfstoffe für Malawi, Mosambik, Eswatini und andere stark von der Pandemie betroffene Länder. In allen drei Staaten, in denen die Organisation die überlasteten Krankenhäuser unterstützt, wütet die ansteckendere Virusmutation. Gesundheitsmitarbeiter*innen und besonders gefährdete Menschen müssen dringend geschützt werden, doch die Aussichten auf baldige Impfungen sind gering. Die Situation zeigt, dass eine solidarische und schnelle globale Verteilung der Covid-19-Impfstoffe dringend nötig wäre. Ärzte ohne Grenzen fordert die reichen Länder auf, ihre über die Versorgung von Hochrisikogruppen hinausgehenden Impfstoffvorräte zu teilen.

„In Malawi beobachten wir einen dramatischen exponentiellen Anstieg an Covid-19-Infektionen“, sagt der Berliner Arzt Tankred Stöbe, der seit wenigen Tagen als medizinischer Notfallkoordinator des Einsatzteams von Ärzte ohne Grenzen in der Großstadt Blantyre arbeitet. „Im Januar hat sich die Zahl der Neuinfektionen alle vier bis fünf Tage verdoppelt, jede Woche verdoppeln sich nun die Klinikeinweisungen. Das Queen-Elizabeth-Krankenhaus ist bei der Versorgung der Covid-Patienten am Limit. Wir bauen deshalb in Windeseile eine zusätzliche Behandlungsstation mit 40 Betten in Zelten auf. Enorm wichtig wäre es nun, das medizinische Personal zu schützen, das gegen das Virus kämpft. Schon jetzt haben sich fast 1.300 Gesundheitsmitarbeiter*innen infiziert und neun sind gestorben. Ohne Impfstoff wird die Situation zunehmend untragbar.“

In Eswatini, einem Staat mit 1,1 Millionen Einwohnern, werden täglich 200 Neuinfektionen registriert. die Anzahl der Todesfälle hat sich im Vergleich zur ersten Welle vervierfacht. Klinikmitarbeiter melden, dass die Betroffenen dieses Mal einen schwereren Krankheitsverlauf haben. Um die Gesundheitseinrichtungen zu entlasten, hat Ärzte ohne Grenzen an der Nhlangano-Klinik zusätzliche Abteilungen in Zelten eingerichtet und medizinisches Personal zur Behandlung von schwerkranken Covid-19-Patienten zur Verfügung gestellt.

In Mosambik liegen die Fallzahlen gegenwärtig fast sieben Mal so hoch wie zum Höhepunkt der ersten Welle. „Viele Gesundheitsmitarbeiter*innen erkranken selbst, und jene, die noch arbeiten, sind erschöpft“, berichtet Natalia Tamayo Antabak, Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen. Die Teams der Organisation helfen bei der Umsetzung von Maßnahmen zum Infektionsschutz in öffentlichen Behandlungszentren in Maputo, um Ansteckungen beim Personal gering zu halten.

„Wir sind schockiert über die ungleiche Verteilung der Covid-19-Impfstoffe in der Welt“, sagt Christine Jamet, Leiterin der Projektabteilung von Ärzte ohne Grenzen in Genf. „Viele wohlhabende Länder haben schon vor zwei Monaten begonnen, ihr Gesundheitspersonal und andere Gruppen zu impfen. Währenddessen haben Länder wie Eswatini, Malawi oder Mosambik, die die Pandemie nicht in den Griff bekommen, noch keine einzige Impfdosis erhalten und können nicht einmal besonders gefährdete Menschen schützen. Dazu gehört auch das Gesundheitspersonal. Die Menschen in den ärmsten Ländern stehen am Ende der Impfstoff-Warteschlange. Doch in den Staaten Subsahara-Afrikas, die mit der aggressiven Ausbreitung der neuen Virusmutation zu kämpfen haben, besteht ein dringender Bedarf an Impfungen. Ihre Gesundheitssysteme sind damit überfordert.“

Während Mosambik, Eswatini und Malawi ohne Impfstoffe auskommen müssen, legen wohlhabendere Nationen Impfstoffvorräte an, um über die obersten Prioritätsgruppen hinaus zu impfen. „Es wäre unverantwortlich, wenn einige Länder damit beginnen würden, ihre Bürger mit geringerem Risiko zu impfen, während viele Länder in Afrika noch immer darauf warten, ihr medizinisches Personal impfen zu können“, sagt Jamet. „Das verstößt völlig gegen die von der Weltgesundheitsorganisation festgelegte gerechte Verteilung der Mittel. Dies wird nicht nur die Pandemie verlängern, sondern auch noch mehr Menschenleben in Gefahr bringen. Regierungen, die sich mehr Dosen gesichert haben, als sie für die Impfung ihrer Hochrisikogruppen brauchen, fordern wir dringend auf, ihren Impfstoffvorrat mit anderen Ländern zu teilen. Dies ist eine globale Pandemie, die globale Solidarität erfordert, wenn wir sie unter Kontrolle bringen wollen.“

Kontakt zu Presseanfragen:
Katharina Wiechers
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030 - 700 130 240