Darién-Dschungel: Fälle von sexualisierter Gewalt auf Migrationsroute angestiegen
Panama/Berlin, 2. Februar 2024. Die Zahl der Fälle von sexualisierter Gewalt auf der Migrationsroute durch den Darién-Dschungel ist im Dezember 2023 stark gestiegen.
Die Zahl der Behandlungen von Betroffenen hatte sich erhöht, obwohl die Zahl der Menschen, die das Gebiet zwischen Kolumbien und Panama durchquerten, im gleichen Monat sank. Rund ein Drittel der Menschen (214), die von Ärzte ohne Grenzen im Dezember behandelt wurden, waren Überlebende sexualisierter Gewalt.
Jeden Monat verzeichnen wir eine höhere Gesamtzahl von Fällen sexualisierter Gewalt. Das ist entsetzlich.
-Carmenza Gálvez, medizinische Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Kolumbien und Panama
Patient*innen von Ärzte ohne Grenzen berichteten Ende 2023 mit zunehmender Häufigkeit von Vorfällen, bei denen bewaffnete Männer Gruppen von bis zu 200 Migrant*innen innerhalb weniger Stunden nach ihrem Grenzübertritt von Kolumbien nach Panama festhielten und sie zwangen, sich zu entkleiden. Anschließend nahmen die Männer sexualisierte Handlungen vor, von Berührungen bis zu Vergewaltigungen. In den meisten Fällen waren die Betroffenen Frauen, aber die Teams der Organisation behandelten auch Männer und Kinder.
Ärzte ohne Grenzen geht davon aus, dass viele Fälle nicht gemeldet werden. Dies kann verheerende Folgen für die Überlebenden haben, da die medizinische Behandlung, die sogenannte Postexpositionsprophylaxe, innerhalb von 72 Stunden nach einer Vergewaltigung erfolgen muss, um eine Schwangerschaft, eine HIV-Infektion und andere sexuell übertragbare Krankheiten zu vermeiden. Neben sexualisierter Gewalt haben Migrant*innen berichtet, dass sie auf ihrer Reise durch den Darién-Dschungel Raubüberfälle, Angriffe und Entführungen erlebt haben.
„Wir fordern von den Regierungen wirksame Maßnahmen, um die Sicherheit und die Würde der Migrant*innen im Darién-Dschungel zu gewährleisten”, sagt Gálvez.
Zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember 2023 durchquerten mehr als 520.000 Menschen die Grenzregion. Demgegenüber stehen 248.000 Menschen im Jahr 2022 und 133.000 im Jahr 2021.
Teams von Ärzte ohne Grenzen bieten Menschen in Panama seit April 2021 medizinische Versorgung in zwei temporären Aufnahmezentren in Lajas Blancas und San Vicente sowie in der Gemeinde Bajo Chiquito an. Auch an weiteren Orten der Migrationsroute zwischen Südamerika, Mittelamerika, Mexiko und den Vereinigten Staaten leistet die Organisation medizinische Hilfe für Menschen auf der Flucht.