Ebola-Impfung halbiert Sterblichkeit bei infizierten Personen
Paris/Berlin, 9. Februar 2024. Eine Impfung gegen Ebola verringert nicht nur das Infektionsrisiko, sondern auch das Sterberisiko. Dies ist das Ergebnis einer Studie von Epicentre, der epidemiologischen Abteilung von Ärzte ohne Grenzen. Die in The Lancet Infectious Diseases veröffentlichten Ergebnisse zeigen erstmals, dass eine Impfung gegen Ebola das Sterberisiko bei infizierten Personen halbiert.
In der Studie wurden Daten analysiert, die während der zehnten Ebola-Epidemie in der Demokratischen Republik Kongo gesammelt wurden. Die Analyse ergab, dass von den 2.279 bestätigten Ebola-Patient*innen, die zwischen 27. Juli 2018 und 27. April 2020 in eine Ebola-Gesundheitseinrichtung eingeliefert wurden, das Sterberisiko bei ungeimpften Patient*innen 56 Prozent betrug. Bei denen, die den Impfstoff erhalten hatten, lag es bei 25 Prozent. Diese im Verhältnis reduzierte Sterblichkeit galt für alle Patient*innen, unabhängig von Alter und Geschlecht.
Für die Studie arbeitete Epicentre mit dem Institut National de Recherche Biomédicale (INRB) und dem Gesundheitsministerium der Demokratischen Republik Kongo zusammen.
Die von Ärzte ohne Grenzen finanzierte Studie konzentrierte sich auf den Impfstoff rVSVΔG-ZEBOV-GP. Es ist der einzige Ebola-Impfstoff, der derzeit für den Einsatz während einer Epidemie empfohlen wird. Der Impfstoff ist so konzipiert, dass er in einer einzigen Dosis verabreicht werden kann. Er wird in erster Linie für die Ringimpfung von Menschen empfohlen, die in einer Epidemie ein hohes Risiko haben, dem Virus ausgesetzt zu sein.
Diese Strategie umfasst die Impfung von Kontaktpersonen, das heißt von Personen, die Kontakt zu einer Person mit bestätigter Ebola-Viruserkrankung hatten, von Kontaktpersonen dieser Personen und von Gesundheitspersonal.
Eine in Guinea durchgeführte klinische Phase-3-Studie hatte ergeben, dass der Impfstoff in hohem Maße vor der Ebola-Viruserkrankung schützt. Dennoch infizierten sich einige Menschen während der 10. Ebola-Epidemie in der Demokratischen Republik Kongo mit dem Virus, obwohl sie mehr als zehn Tage lang geimpft waren – der Zeitraum, der als ausreichend für die Entwicklung einer Immunität angesehen wird. Daher ist es wichtig, nicht nur die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen die Infektion selbst, sondern auch seine Auswirkungen auf das Sterberisiko zu beschreiben.
Obwohl es Ziel sein sollte, die Menschen bei Ausbrüchen so früh wie möglich zu impfen, bevor sie dem Ebola-Virus ausgesetzt sind, zeigen die Ergebnisse der Epicentre-Studie, dass der Impfstoff auch dann vor dem Risiko einer Infektion schützt, wenn die Menschen geimpft werden, nachdem sie dem Ebola-Virus ausgesetzt waren. Darüber hinaus wurde in dieser Studie kein antagonistischer Effekt zwischen Impfung und Behandlung gegen Ebola beobachtet.
Diese Studie ist ein weiterer Beleg für die Bedeutung der Impfung gegen Ebola während der Epidemien, die regelmäßig in Afrika südlich der Sahara auftreten. Von den sechs Strängen des Ebola-Virus ist das Zaire-Virus für die meisten Ausbrüche verantwortlich. Seit 2019 haben zwei Impfstoffe gegen das Zaire-Virus die WHO-Präqualifzierug erhalten.
Eine Impfung nach der Exposition gegenüber einer mit Ebola infizierten Person bietet immer noch einen erheblichen Schutz vor dem Tod, selbst wenn sie kurz vor dem Auftreten von Symptomen verabreicht wird.
-Rebecca Coulborn, Epidemiologin bei Epicentre