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Covax-Geberkonferenz: Deutschland muss Impfstoffe statt nur Geld zur Verfügung stellen

New York/Berlin, 15. April 2021. Anlässlich der heute stattfindenden Geberkonferenz für den Covid-19-Impfstoffverteilmechanismus Covax fordert Ärzte ohne Grenzen die deutsche Bundesregierung und andere reiche Länder auf, Impfstoffe für ärmere Länder zur Verfügung zu stellen. Nach Berechnungen von Ärzte ohne Grenzen fehlen Covax wegen aktueller Lieferengpässe in den kommenden drei Monaten 211 Millionen Impfstoffdosen gegenüber den ohnehin unzureichenden Planungen. Zudem muss die Bundesregierung für einen Technologietransfer europäischer Impfstoffhersteller sorgen, damit die Produktion weltweit stärker ausgeweitet werden kann. In vielen der mehr als 70 Einsatzländer von Ärzte ohne Grenzen konnte noch nicht einmal das Gesundheitspersonal gegen Covid-19 geimpft werden, geschweige denn die Risikogruppen. 

„Die Bundesregierung hat für Covax 1,1 Milliarden Euro ab diesem Jahr zur Verfügung gestellt“, sagt Elisabeth Massute von der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. „Wir begrüßen diese Beteiligung ausdrücklich. Doch die aktuelle Lage zeigt erneut: Geld allein wird das Problem nicht lösen. Kanzlerin Merkel hat auf dem G7-Gipfel selbst betont, dass Impfstoff ankommen muss und Deutschland dabei eine Rolle spielen kann. Diesen Worten müssen nun Taten folgen.“ In vielen Ländern haben Ärzte und Krankenpflegende, die täglich ihr Leben riskieren, um Covid-19-Patienten zu versorgen, noch keine einzige Impfung bekommen – ebenso wie Menschen, die aufgrund von Vorerkrankungen ein hohes Risiko haben, an oder mit Covid-19 zu sterben.

Der Covax-Mechanismus, der ursprünglich eine solidarische Impfstoffverteilung weltweit gewährleisten sollte, wurde durch bilaterale Exklusivverträge der reichen Länder mit den Impfstoffherstellern unterlaufen. Für ärmere Länder stehen deshalb in dramatischem Ausmaß zu wenige Impfstoffe zur Verfügung. Laut der ursprünglichen Planung sollte Covax bis Ende Juni für 3,3 Prozent der Bevölkerung in 140 Ländern Impfstoffe zur Verfügung stellen, hauptsächlich für das Gesundheitspersonal. Doch selbst dieses Ziel wird laut Berechnungen von Ärzte ohne Grenzen deutlich verfehlt werden. Da 211 Millionen Impfstoffdosen fehlen, könnten bis Ende Juni nur 1,3 Prozent der Menschen in ärmeren Ländern durch Covax-Impfstoffe geschützt werden. „Wir sehen kein solidarisches Vorgehen, sondern Impfstoffnationalismus, bei dem die globale Perspektive dieser Pandemie ignoriert wird. Das ist aus medizinischer und moralischer Sicht nicht akzeptabel“, sagt Elisabeth Massute.

In den kommenden drei Monaten sollen weltweit zwei Milliarden Covid-19-Impfstoffdosen produziert werden. Diese Dosen sind aber schon in Verträgen mit einigen wenigen Ländern gebunden. Die fehlenden 200 Millionen Dosen für Covax machen nur einen kleinen Teil der den reichen Ländern zugesagten Mengen aus. „Es ist Zeit für tatsächliche globale Solidarität“, sagt Massute. „Die Versorgungslücke in ärmeren Ländern muss durch Impfstoffspenden gefüllt werden. Zusätzlich müssen Patente auf Covid-19-Technologien für den Zeitraum der Pandemie ausgesetzt werden und Technologietransfers vor allem in Länder des Globalen Südens stattfinden, damit mittelfristig weltweit mehr produziert werden kann. Die Technologietransfers sollten dabei auch mRNA-Impfstoffe umfassen, da diese laut Herstelleraussagen besonders schnell für verschiedene Virusmutationen adaptierbar sind.“ 

70 Prozent der Impfstoffe, die bis Ende Juni über Covax verteilt werden sollen, sollten vom indischen Hersteller „Serum Institut of India“ (SII) geliefert werden. Aufgrund eines Anstiegs der Covid-19-Fälle und der Impfstoffnachfrage in Indien verzögern sich 40 Millionen Dosen, die das SII im März an Covax liefern sollte, sowie bis zu 50 Millionen, die für April geplant waren. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben 20 Länder noch immer keine einzige Impfstoffdosis erhalten. WHO-Generaldirektor Tedros Ghebreyesus hat Länder mit Zugang zu Impfstoffen aufgefordert, sofort mindestens 10 Millionen Dosen an Covax abzugeben. In Ländern, in denen Ärzte ohne Grenzen arbeitet, wie dem Irak, Papua-Neuguinea und dem Jemen, ist die Pandemie in vollem Gange, und obwohl die ersten Lieferungen von Covax in einigen Ländern angekommen sind, werden diese Vorräte oft nicht einmal ausreichen, um das Gesundheitspersonal zu schützen.
 

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Unsere Pressereferentin Heike Dierbach
Heike Dierbach
- Media Relations