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Ärzte ohne Grenzen fordert nachhaltige Investitionen zur Bekämpfung von Tuberkulose bei Kindern

Alle drei Minuten stirbt ein Kind an TB. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass jedes Jahr 1,25 Millionen Kinder und Jugendliche (0-14 Jahre) an TB erkranken, aber nur die Hälfte dieser Kinder diagnostiziert und behandelt wird. Im Jahr 2022 überarbeitete die WHO ihre Leitlinien für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit TB. Sollte diese angenommen und umgesetzt werden, könnte sie die Versorgung drastisch verbessern und Leben retten. Ärzte ohne Grenzen setzt mit dem Projekt „TACTiC - Test, Avoid, Cure TB in Children“ die neuen WHO-Empfehlungen in den eigenen Projekten in mehr als einem Dutzend Ländern in Afrika und Asien um. Die Teams vor Ort dokumentieren bereits einen Anstieg der Zahl der Kinder, bei denen TB diagnostiziert und entsprechend behandelt wurde.

Ärzte ohne Grenzen ist jedoch sehr besorgt über die jüngsten Mittelkürzungen der Vereinigten Staaten. Die USA sind laut WHO der größte Geldgeber für TB-Programme und stellen die Hälfte aller internationalen und bilateralen Gebermittel.  

„Seit Jahren beobachten wir die tödlichen Lücken, die für Kinder in unseren Einsatzländern beim Zugang zu Diagnose und Behandlung von TB entstehen. Kinder, bei denen das Risiko besteht, an TB zu erkranken, werden oft übersehen, weil sie entweder nicht diagnostiziert werden oder sich die Diagnose verzögert. Wir appellieren dringend an alle Länder und internationalen Geber, sich zu engagieren und eine nachhaltige Finanzierung der TB-Behandlung für alle sicherzustellen, insbesondere für Kleinkinder. Niemand sollte an dieser vermeidbaren und behandelbaren Krankheit sterben oder leiden.“

- Dr. Cathy Hewison, Leiterin der TB-Arbeitsgruppe von Ärzte ohne Grenzen. 

Die Teams von Ärzte ohne Grenzen in der pakistanischen Provinz Sindh erleben bereits, wie die US-Finanzierungskürzungen gemeindenahe Dienste unterbrechen, die in einem Land mit einer hohen TB-Belastung eine Schlüsselrolle spielen. „Wir sind besorgt, dass die US-Finanzierungskürzungen, unverhältnismäßige Auswirkungen auf Kinder haben werden, was zu mehr TB bei Kindern und mehr vermeidbaren Todesfällen führen wird“, sagte Dr. Ei Hnin Hnin Phyu, medizinischer Koordinator von Ärzte ohne Grenzen in Pakistan.  

Kinder mit einem geschwächten Immunsystem, zum Beispiel aufgrund einer bereits vorliegenden HIV-Infektion oder wegen Mangelernährung, sind am stärksten gefährdet und daher von einer Unterbrechung der TB-, HIV- und Nahrungsmittelhilfe unverhältnismäßig stark betroffen. Kinder mit TB sind außerdem häufig von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben ausgeschlossen. Auch hier haben die jüngsten Mittelkürzungen in den USA Auswirkungen. So mussten zahlreiche klinische Studien gestoppt werden, was die TB-Forschung und –Innovation insgesamt stark ausbremst. Dies ist ein großer Rückschritt, da sich die Entwicklung dringend benötigter Diagnostika und Therapien für Kinder dadurch verzögert.  


Ärzte ohne Grenzen ist der größte nichtstaatliche Anbieter von TB-Behandlungen weltweit. Die Organisation engagiert sich seit 30 Jahren in diesem Bereich, arbeitet häufig mit nationalen Gesundheitsbehörden zusammen und behandelt Menschen in Konfliktgebieten, städtischen Slums, Gefängnissen, Geflüchtetencamps und ländlichen Gebieten. Ärzte ohne Grenzen war auch an den Bemühungen beteiligt, kürzere und sicherere Behandlungsmethoden für arzneimittelresistente TB durch drei klinische Studien zu finden: TB-PRACTECAL, endTB und endTB-Q. Die WHO-Empfehlungen für vier sechs- und neunmonatige Therapieschemata (einschließlich BPaLM und BPaL) zur Behandlung von DR-TB beruhen auf Erkenntnissen, die hauptsächlich aus den TB-PRACTECAL- und endTB-Studien stammen.  

TACTiC - Test, Avoid, Cure TB in Children ist ein integriertes Projekt von Ärzte ohne Grenzen. Dieses soll die neuen WHO-Empfehlungen zur Verbesserung der Behandlung von TB bei Kindern in Programmen von Ärzte ohne Grenzen in mehr als einem Dutzend Ländern in Afrika und Asien umsetzen. Darüber hinaus soll dieses Projekt durch operationelle Forschung die Gültigkeit und Machbarkeit der Empfehlungen in verschiedenen Länderkontexten nachweisen und sich für ihre umfassende Umsetzung in den nationalen Gesundheitssystemen einsetzen. 
 

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Unsere Pressereferetin Christiane Winje
Christiane Winje
- Media Relations