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Frankreich

Frankreich: Geflüchtete in Calais brauchen dringend Schutz gegen winterliche Kälte

Calais/Berlin, 28. Januar 2025. Bei winterlichen Temperaturen müssen viele Geflüchtete, Asylsuchende und Migrant*innen im nordfranzösischen Calais aufgrund fehlender Notunterkünfte die Nächte im Freien und teils ohne Zelt verbringen. Ärzte ohne Grenzen ruft die französischen Behörden dazu auf, ihrer Verantwortung nachzukommen, den Schutzsuchenden mindestens bis zum Ende des Winters Notunterkünfte bereitzustellen.  

Angesichts der schwierigen Situation hat Ärzte ohne Grenzen in einem privaten Gebäude eine Notunterkunft geöffnet. Seit dem 2. Dezember konnten hier mehr als 200 Menschen die Nacht verbringen, darunter etwa 60 Familien, mehr als 80 Kinder und über 70 unbegleitete Minderjährige. Auch Schwangere waren darunter.  

Die meisten Migrant*innen, Geflüchteten und Asylsuchenden in Calais und entlang der Nordküste leben in Zelten oder in ungenutzten Gebäuden, oft unter schlechten hygienischen Bedingungen. Es fehlt an Nahrungsmitteln.  

„Viele haben uns erzählt, dass sie von bestehenden Notunterkünften abgewiesen wurden”, sagt Feyrouz Lajili, Projektkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Calais. 

„In den meisten Fällen wurden sie von der nationalen 115-Hotline, einem Dienst für Obdachlose, mit der Begründung zurückgewiesen, dass sie bereits eine Nacht in einem geschützten Bereich verbracht hätten – und damit die maximale Dauer für Menschen auf der Flucht. Und was die Aufnahmezentren angeht: Sie sind oft komplett ausgelastet und es gibt kaum Zugangsmöglichkeiten”, so Feyrouz Lajili. 

Trotz sehr niedriger Temperaturen im Dezember unterließ es die Präfektur Pas-de-Calais, einen Notfallplan zum Schutz gefährdeter Menschen zu aktivieren. „Und seit Anfang Januar wird dieser Notfallplan für Kältewellen nur sporadisch umgesetzt. Das Ergebnis? Hunderte schlafen im Freien, im Schnee oder im Regen, teils haben sie nicht mal ein Zelt“, so Feyrouz Lajili. 

„Diese Politik der Nichtaufnahme, die Menschen bewusst im Freien schlafen lässt, hält niemanden davon ab, an die Küste zu kommen, um zu versuchen, den Ärmelkanal zu überqueren“, sagt Feyrouz Lajili. „Solche Entscheidungen sind unmenschlich und würdelos. Die französischen Behörden müssen Verantwortung übernehmen und den Menschen angemessene und zugängliche Notunterkünfte zur Verfügung stellen.”  

Schon im vergangenen Winter hatte Ärzte ohne Grenzen in Calais in Zusammenarbeit mit Utopia 56, Refugee Women Centre und Secours Catholique eine ähnliche Initiative ins Leben gerufen. Zwischen dem 22. Januar 2024 und dem 31. März 2024 konnten 333 Menschen eine Nacht lang in einer warmen Unterkunft ausruhen. 

 

Interviews zum Thema sowie Projektbesuche sind möglich.  

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Unsere Pressereferentin Nadja Nolting
Nadja Nolting
- Media Relations