Griechenland: Große Lücken bei medizinischer Versorgung auf Lesbos
Verzögerungen bei der Registrierung von Geflüchteten und Migrant*innen auf der griechischen Insel Lesbos haben zu großen Lücken bei der medizinischen Versorgung geführt. Hierdurch sind viele Menschen gezwungen, außerhalb des Camps Mavrovouni nach medizinischer Hilfe zu suchen – etwa in der Einrichtung von Ärzte ohne Grenzen.
„Die Versorgungslücken sind besorgniserregend. Sie werden tendenziell noch größer, je mehr Menschen ankommen”, sagt Nihal Osman, Projektkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen auf Lesbos. Allein im Juli behandelten Mitarbeitende der Organisation mehr als tausend Menschen.
Die hohe Zahl an Geflüchteten und Migrant*innen, die in den Sommermonaten auf der Insel angekommen sind, hat die Zahl der Menschen, die im Camp Mavrovouni leben, auf rund 3.000 Menschen ansteigen lassen.
„Unsere medizinischen Teams haben im Jahr 2023 einen sprunghaften Anstieg der Ankünfte in unserer Klinik beobachtet, mit einem starken Wachstum in den Monaten zwischen April und Juli 2023", sagt Osman. Die Patient*innen suchen die Einrichtung wegen der medizinischen Grundversorgung auf sowie zur Behandlung chronischer gesundheitlicher Probleme oder von Infektionskrankheiten.
Angesichts des immer schlechter funktionierenden Aufnahmesystems und der mangelnden medizinischen Grundversorgung für Asylsuchende durch die Behörden hat die Organisation beschlossen, die medizinische Hilfe auszubauen. So wurden die in der Klinik von Ärzte ohne Grenzen erbrachten Leistungen in den Monaten August und September um eine Komponente der medizinischen Grundversorgung erweitert.
Ärzte ohne Grenzen fordert, dass alle ankommenden Schutzsuchenden auf Lesbos umgehend registriert und identifiziert werden müssen und ihnen ein rechtzeitiger Zugang zu medizinischer Versorgung gewährt werden muss.
Die Organisation leistet sowohl auf Lesbos als auch auf Samos medizinische und psychologische Hilfe für Menschen, die per Boot auf den Inseln ankommen. Dabei arbeitet Ärzte ohne Grenzen im Einklang mit den griechischen Gesetzen und stimmt sich mit den staatlichen Behörden ab, wenn sich Mitarbeitende der Organisation zu dem Ankunftsort der auf Lesbos ankommenden Menschen begeben.
Die Menschen erhalten von Ärzte ohne Grenzen eine medizinische und psychologische Erstversorgung, einschließlich der Überweisung in ein Krankenhaus mit einem Krankenwagen, sowie Lebensmittel, Wasser und trockene Kleidung.
Seit Juni 2022 hat Ärzte ohne Grenzen medizinische Hilfe in 5.957 Fällen geleistet. Auf der Insel Samos leisten Teams der Organisation seit August 2021 medizinische Nothilfe. Auch hier ist ein starker Anstieg der Zahl der auf der Insel ankommenden Schutzsuchenden zu registrieren, mit mehr als 1.000 seit Anfang August.