Ärzte ohne Grenzen: Gavi muss Zugang zu Impfstoffen für Kinder unter fünf Jahren verbessern.
Genf, 12. Juni 2023. Ärzte ohne Grenzen fordert die Impfstoffallianz Gavi erneut dazu auf, gänzlich ungeimpfte Kinder bis zu fünf Jahren und solche, deren Schutzimpfungen unvollständig sind, voranging zu behandeln. „Die Grundimmunisierung von Kindern unter fünf Jahren schützt das Leben und die Gesundheit der Kinder und ist der Schlüssel zur Vermeidung von Epidemien “, erklärt Melissa Scharwey, politische Referentin bei Ärzte ohne Grenzen. „Gavi kann die Ausweitung des Impfschutzes auf diese Gruppen gewährleisten, indem die Impf-Allianz etwa in Ländern mit fragilen Gesundheitssystemen und in humanitären Krisen auf die eigentlich vorgesehene Kofinanzierung von Seiten der betroffenen Länder verzichtet .“ Vom 13. bis 15. Juni veranstaltet Gavi die Global Vaccine Impact Conference, bei der die Allianz ihre Halbjahresbilanz vorstellen wird.
Während die Zahl der Kinder, die keine Impfungen erhalten haben, zwischen 2010 und 2019 weltweit zurückging, führte die Covid-19-Pandemie zu einem historischen Rückschritt bei der Immunisierung von Kindern. Zwischen 2019 und 2021 erhielten 67 Millionen Kinder weltweit keine Routineimpfung (Erstimmunisierung und Folgeimpfung), 48 Millionen dieser Kinder blieben gänzlich ungeimpft. Die Routineimfpungen fanden insbesondere in Kontexten von humanitären Krisen und Konflikten nicht statt.
"Wir befinden uns an einem kritischen Punkt: Wir sehen bereits das Wiederauftreten von Ausbrüchen vermeidbarer und zuvor kontrollierter Krankheiten, wie Masern, Polio, Diphterie oder Meningitis. Wenn Gavi wirklich sein Ziel erreichen will, niemanden im Hinblick auf Impfungen zurückzulassen, dann muss die Impfallianz viel mehr tun“, sagt Dr. Sharmila Shetty, medizinische Beraterin bei Ärzte ohne Grenzen. „Der Verzicht auf die Kofinanzierung und die dadurch entstehende Unterstützung von Gavi kann hier den entscheidenden Unterschied mache.“
Seit mehr als fünf Jahrzehnten impft Ärzte ohne Grenzen Kinder entweder im Rahmen von Routineimpfungen oder als Reaktion auf Krankheitsausbrüche in einigen der schwersten humanitären Krisen der Welt. Im Jahr 2022 hat Ärzte ohne Grenzen im Rahmen von Routineimpfungen rund 2,7 Millionen Kinder im Alter von bis zu fünf Jahren in seinen verschiedenen Projekten auf der ganzen Welt geimpft. Diese Anstrengungen reichen aber nicht aus, um den Bedarf an Grundimmunisierungen zu decken und vermeidbaren Krankheiten vorzubeugen.