HIV-Prävention: Pharmakonzern ViiV muss lebensrettendes Medikament möglichst breit zugänglich machen
Genf/Berlin, 31.03.2023. Ärzte ohne Grenzen begrüßt den Einstieg von drei Generikaherstellern in die Produktion des HIV-Präventionsmedikaments Cabotegravir. Das Pharmaunternehmen ViiV und der Medicines Patent Pool (MPP) hatten am Donnerstag angekündigt, dass drei Generikahersteller das lebensrettende Medikament im Rahmen einer freiwilligen Lizenzvereinbarung künftig produzieren werden. Allerdings ist nicht klar, wann das Medikament tatsächlich breiter verfügbar sein wird, trotz hoher Nachfrage. Die Herstellung der Generika kann unter Umständen Jahre dauern.
Ärzte ohne Grenzen fordert ViiV deswegen auf, unverzüglich die Strategie für die Bereitstellung des Medikamentes zu verbessern. So müsse das Pharmaunternehmen dringend Transparenz über die derzeit verfügbare Menge und die geplante Verteilung von Cabotegravir herstellen. Dies sei notwendig, um den Zugang für Menschen in Ländern mit hoher Verbreitung von HIV zu beschleunigen.
Aktuell ist das Unternehmen etwa nicht in der Lage, Ärzte ohne Grenzen die Verfügbarkeit von Cabotegravir für die medizinischen Programme der Organisation in Eswatini und Mosambik zuzusichern. Ärzte ohne Grenzen plant in den Ländern den Einsatz des Medikamentes für Menschen mit hohem HIV-Risiko für 2023, ist jedoch nicht sicher, ob Cabotegravir tatsächlich verfügbar sein wird. Seit über acht Monaten befindet sich Ärzte ohne Grenzen in Verhandlungen mit dem Unternehmen, um Patient*innen schnellstmöglich mit dem Medikament behandeln zu können.
„Ehrlich gesagt sollte sich ViiV schämen: Das Unternehmen verfügt über ein lebensrettendes Medikament zur HIV-Prävention, stellt aber nicht sicher, dass genug davon für die Menschen zur Verfügung steht, die es brauchen. Auch schaffen sie keine Transparenz darüber, wo die derzeit verfügbaren Bestände an Cabotegravir verwendet werden”, sagt Helen Bygrave, Expertin für chronische Krankheiten bei der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen.
Wie in klinischen Studien gezeigt wurde, ist Cabotegravir derzeit die wirksamste Form der Präexpositionsprophylaxe (PrEP) für Menschen mit hohem HIV-Risiko und wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Juli 2022 zur HIV-Prävention empfohlen.
„Es ist äußerst ärgerlich, dass ViiV selbst entscheidet, wo Cabotegravir verfügbar ist, ohne Rücksicht auf dringende Gesundheitsbedürfnisse zu nehmen. Bis mehr Hersteller auf dem Markt sind und die normale Beschaffung mit angemessenen Lieferungen fortgesetzt werden kann, muss das Unternehmen mehr tun und seine globale Verteilung an Menschen mit dem höchsten HIV-Risiko neu priorisieren. Das gilt insbesondere mit Blick auf die von Armut besonders betroffenen Länder. Nur so könnte die größte Wirkung im Hinblick auf die Krankheitsprävention erzielt werden", sagt Bygrave.