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Irak

Kämpfe in West-Mossul fordern unzählige Opfer

Ärzte ohne Grenzen behandelt auch viele Frauen und Kinder mit Kriegsverletzungen

Erbil/Berlin, 5. Juli 2017. Die Kämpfe und die extreme Gewalt in der belagerten Altstadt von Mossul fordern unzählige auch zivile Opfer. In weniger als zwei Wochen haben Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen in einem der zwei funktionierenden Krankenhäuser im Westteil der irakischen Stadt mehr als 100 Patienten mit Kriegsverletzungen behandelt, darunter 20 Frauen und 25 Kinder. Die internationale Hilfsorganisation befürchtet, dass lediglich ein Bruchteil der Stadtbewohner rechtzeitig medizinische Hilfe bekommt und viele Menschen bei Luftschlägen, Bombardements, Selbstmordanschlägen oder Schusswechseln sterben.

„Jeden Tag behandeln unsere Teams Patienten aus der Altstadt, darunter zahlreiche Frauen und Kinder“, sagt Stephanie Remion, Notfallkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in West-Mossul. „Die Berichte unserer Patienten sind nur schwer in Worte zu fassen. Wir sehen Patienten mit Kriegsverletzungen, von Wunden durch Granatsplitter, Schusswaffen und Explosionen, bis hin zu Verbrennungen und Knochenbrüchen durch einstürzende Gebäude. Wir bemühen uns, die Patienten in Erste-Hilfe-Posten in unmittelbarer Frontnähe zu stabilisieren und dann in Krankenhäuser zu transportieren. Es sitzen jedoch Tausende Bewohner im Konfliktgebiet fest, so dass nur relativ wenige Patienten in unser Krankenhaus kommen. Wir befürchten, dass es die dringendsten Fälle nicht einmal in die Erste-Hilfe-Posten schaffen.“

Kurz nachdem das gut drei Kilometer von der Front entfernte Krankenhaus am 23. Juni offiziell eröffnet wurde, hatten die Teams von Ärzte ohne Grenzen bereits einen großen Zustrom an Verletzten zu bewältigen: 18 Verletzte wurden gleichzeitig eingeliefert, wovon einer in unmittelbarer Lebensgefahr schwebte und sieben schwer verletzt waren. Seitdem werden täglich Patienten aufgenommen, die bei Kampfhandlungen verletzt wurden.

Nach den Berichten der Patienten kämpfen Tausende Zivilisten, die noch immer in der Altstadt von Mossul festsitzen, täglich aufs Neue ums Überleben. „Meine Enkelin ist verhungert. Mein Enkel wurde von einer Granate getroffen. Ich habe sie gemeinsam im Garten begraben“, berichtete eine ältere Frau bei ihrer Ankunft im Krankenhaus. „Wir liefen drei Tage lang zu Fuß und ohne Wasser. Vom Wasser, das wir tranken, bekamen wir Durchfall. Der Lärm der Explosionen war erschreckend, und wir hatten Hunger.“

Seit der Eröffnung des Krankenhauses in West-Mossul hat Ärzte ohne Grenzen dort mehr als 200 Patienten versorgt. In der Klinik können chirurgische Eingriffe sowie Notkaiserschnitte durchgeführt werden. Es gibt auch eine Geburtenabteilung, eine Notaufnahme und eine Triage-Station für den Fall eines Massenanfalls von Verletzten. Insgesamt ist die Organisation an acht Orten in und um Mossul im Einsatz. Zur Wahrung der Unabhängigkeit finanziert Ärzte ohne Grenzen die Projekte im Irak ausschließlich mit privaten Spenden.