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Italien

Italien: Ärzte ohne Grenzen kritisiert Festsetzung von Rettungsschiff Geo Barents

Rom/Berlin, 28. August 2024. Ärzte ohne Grenzen verurteilt die 60-tägige Festsetzung des Such- und Rettungsschiffes Geo Barents durch die italienischen Behörden. Die Maßnahme war am 26. August wegen angeblicher Verstöße gegen die Sicherheitsbestimmungen im Seeverkehr verhängt worden.

Der Festsetzung waren mehre Rettungsaktionen im zentralen Mittelmeer am Morgen des 23. August vorausgegangen. Der Crew der Geo Barents wird vorgeworfen, die italienische Seenotrettungsleitstelle nicht rechtzeitig informiert zu haben und das Leben von Menschen gefährdet zu haben. Ärzte ohne Grenzen weist diese Vorwürfe zurück, die auf Informationen der libyschen Küstenwache beruhen. Die Organisation wird die rechtswidrige Festsetzung juristisch anfechten.

„Wir wurden sanktioniert, nur weil wir unsere gesetzliche Pflicht erfüllt haben, Leben zu retten”, sagt Juan Matias Gil, Leiter der Seenotrettung bei Ärzte ohne Grenzen. „Die von der Europäischen Union unterstützte libysche Küstenwache, die von den italienischen Behörden als verlässlicher Akteur angesehen wird, wird von den Vereinten Nationen beschuldigt, an schweren Menschenrechtsverletzungen in Libyen beteiligt zu sein. Sie wird außerdem beschuldigt, mit Schleppern und Menschenhändlern gemeinsame Sache zu machen und für gewaltsame Zurückdrängungen auf See verantwortlich zu sein."

Am 23. August hatten die Teams von Ärzte ohne Grenzen auf der Geo Barents fünf Rettungsaktionen durchgeführt. Der dritte Einsatz, über den Ärzte ohne Grenzen nicht rechtzeitig informiert haben soll, fand statt, nachdem die Teams beobachteten, dass in der Nähe des Schiffes eine große Anzahl von Menschen über Bord ging.
 
„Es war mitten in der Nacht und wir sahen, wie Menschen von einem Glasfaserboot sprangen oder ins Wasser fielen. Unsere Teams hatten keine andere Wahl als hinzugehen, die Menschen zu stabilisieren und sie so schnell wie möglich aus dem Wasser zu holen", sagt Riccardo Gatti, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen. „Es bestand die unmittelbare Gefahr, dass die Menschen ertrinken oder in der Dunkelheit der Nacht verloren gehen."
 
Ärzte ohne Grenzen fordert die italienischen Behörden auf, die Geo Barents freizusetzen, damit sie ihrer Pflicht zur Rettung von Menschenleben nachkommen kann, und die Behinderung der humanitären Lebensrettung auf See unverzüglich einzustellen. Es ist zudem dringend erforderlich, dass die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten die materielle und finanzielle Unterstützung der libyschen Küstenwache und der Behörden aussetzen, die für Menschenrechtsverletzungen bekannt sind.

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Unser Teamleiter Media Relations Holger Vieth
Holger Vieth
- Media Relations