Wichtiger Erfolg für Tuberkulose-Patient*innen: Johnson & Johnson setzt Sekundärpatent auf Bedaquilin nicht durch
Ärzte ohne Grenzen begrüßt die Ankündigung des Pharmaunternehmens Johnson & Johnson, sein sekundäres Patent auf Bedaquilin in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen nicht durchzusetzen. Damit macht das Unternehmen den Weg frei für die Produktion von wirkstoffgleichen und bezahlbaren Medikamenten (Generika) zur Behandlung von resistenter Tuberkulose.
Besonders für Menschen mit resistenter Tuberkulose in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen kann diese Entscheidung lebensrettend sein. "Diese Entwicklung beweist, dass unsere beharrlichen Bemühungen und die von Tuberkulose-Aktivist*innen, der Zivilgesellschaft und auch von Ländern, die der öffentlichen Gesundheit Vorrang vor den Interessen von Unternehmen einräumen, erfolgreich sind," sagt Christophe Perrin, Pharmazeut und Tuberkulose-Experte von Ärzte ohne Grenzen. Dass die südafrikanische Wettbewerbskommission im September eine Untersuchung gegen Johnson & Johnson eingeleitet hat, hat zweifelsohne auch den Druck auf das Unternehmen im Vorfeld der Ankündigung erhöht. In Südafrika wird Johnson & Johnson im Zusammenhang mit überhöhten Preisen für Bedaquilin und sogenanntem Evergreening von Patenten geprüft.
Das Patent von Johnson & Johnson auf Bedaquilin war nach 20-jähriger Laufzeit im Juli dieses Jahres ausgelaufen. Damit hätte eigentlich die Produktion von Bedaquilin-Generika beginnen und deutlich mehr Tuberkulose-Patient*innen behandelt werden können. Mit dem Einstieg von Generika-Herstellern in den Markt ist zu erwarten, dass der Preis von Bedaquilin um rund 67 Prozent sinkt. Er läge dann bei 0,50 US-Dollar statt 1,50 US-Dollar pro Tablette. Allerdings hält das Unternehmen in einigen Ländern ein zweites, sogenanntes Sekundärpatent und verhinderte damit bisher in vielen Ländern die Produktion von Generika.
Sekundärpatente werden pharmazeutischen Unternehmen für Arzneimittel erteilt, die denen ähneln, die sie bereits patentiert haben. Ein Versuch des Konzerns in Indien, das gesamte Bedaquilin-Patent auf Grundlage des Sekundärpatents um weitere vier Jahre zu verlängern, scheiterte nach einer Klage: Nandita Venkatesan aus Indien und Phumeza Tisile aus Südafrika, die selbst Tuberkulose und die Behandlung mit den älteren toxischen, Medikamenten überlebt haben, fochten das Zusatzpatent von Johnson & Johnson an und bekamen Recht.
„In den letzten zehn Wochen hat sich die Lage im Hinblick auf Tuberkulose grundlegend geändert”, erklärt Christophe Perrin. „Johnson & Johnson hat den Preis gesenkt und jetzt angekündigt, die sekundären Patente für Bedaquilin nicht durchzusetzen; der Hersteller Cepheid und sein Mutterkonzern Danaher haben nach über zehn Jahren Druck endlich den Preis für wichtige Tuberkulosetest um 20 Prozent gesenkt; und die Regierungen haben sich in einer Erklärung vor der UN verpflichtet, diese neuen und verbesserten Tuberkulosemittel den Menschen zur Verfügung zu stellen, die sie brauchen.”
Tuberkulose ist die tödlichste Infektionskrankheit weltweit. Jedes Jahr sterben rund 1,6 Millionen Menschen an der behandelbaren Krankheit. Daher ist es essenziell, dass präventive Maßnahmen, Diagnostika und Medikamente bezahlbar und damit für alle zugänglich sind, die sie benötigen.
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