Kenia: Cholera-Ausbruch in Dadaab-Geflüchtetencamps besorgniserregend
Ärzte ohne Grenzen warnt vor einem Gesundheitsnotstand in den Geflüchtetencamps Dadaab in Kenia. Aktuell sind bereits fast 2.800 Menschen von einem Cholera-Ausbruch in den Camps betroffen und es besteht die unmittelbare Gefahr des Ausbruchs weiterer Magen-Darm-Erkrankungen. Es sei dringend erforderlich, dass Hilfsorganisationen und andere Akteure den unhygienischen Lebensbedingungen und der Überbelegung der Camps entgegenwirken.
In den drei Camps des Dadaab-Komplexes im Nordosten Kenias leben über 300.000 Menschen. Die meisten von ihnen stammen aus dem benachbarten Somalia. Aufgrund der anhaltenden Dürre in Somalia ist die Zahl der neu ankommenden Menschen in den letzten Monaten rapide angestiegen, was zu einer starken Überbelegung geführt und die adäquate Versorgung mit Trinkwasser und Latrinen stark beeinträchtigt hat.
„Der Ernst der Lage erfordert dringende Maßnahmen, insbesondere in den Bereichen Wasserversorgung, sanitäre Einrichtungen und Hygiene", erklärt Hassan Maiyaki, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Kenia. „Wir erleben den schlimmsten Cholera-Ausbruch seit fünf Jahren und das Risiko, dass weitere Epidemien ausbrechen, ist hoch. Sollte es dazu kommen, würde dies die medizinischen Kapazitäten in den Camps übersteigen. Dies könnte katastrophale Folgen haben."
Der derzeitige Cholera-Ausbruch ist auf eine Reduktion von Wasser- und Sanitärmaßnahmen in den Camps zurückzuführen. Nach Angaben der vor Ort tätigen humanitären Organisationen hat heute fast die Hälfte der dort lebenden Menschen keinen Zugang zu funktionstüchtigen Latrinen, was zu Defäkation in und um die Camps führt. Hierdurch erhöht sich das Risiko für den Ausbruch von Krankheiten.
In Dagahaley, einem der drei Dadaab-Camps, betreibt Ärzte ohne Grenzen ein Krankenhaus. Allein hier haben die Teams der Organisation seit dem Ausbruch im November 2022 mehr als 1.120 Cholera-Fälle und zwei Todesfälle gemeldet. In den vergangenen Wochen haben sie 150 Gemeinschaftslatrinen gebaut, sowohl innerhalb der Camps als auch in den Außenbezirken, in denen rund 9.000 neu angekommene Geflüchtete rudimentäre Unterkünfte in der umliegenden Wüste errichtet haben. Dort stellt Ärzte ohne Grenzen derzeit täglich rund 50.000 Liter Trinkwasser zur Verfügung und hat rund 1.000 dieser Haushalte mit Plastikplanen, Matten und Flüssigseife versorgt.
Das kenianische Gesundheitsministerium und humanitäre Organisationen haben Cholera-Impfungen und Gesundheitskampagnen durchgeführt, um den Menschen zu helfen, sich vor der Krankheit zu schützen. Um aber den Ausbruch einzudämmen, ist eine Verbesserung der Wasser- und Sanitärinfrastruktur erforderlich. „Trotz unserer Gesundheits- und Impfkampagne bleibt die Eindämmung des Cholera-Ausbruchs außer Reichweite, wenn keine Ressourcen für nachhaltige Wasser-, Sanitär- und Hygienemaßnahmen bereitgestellt werden", sagt Nitya Udayraj, medizinische Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Kenia.
Die kenianische Regierung hat Pläne zur Wiedereröffnung eines vierten Camps, Ifo 2, angekündigt, um Neuankömmlinge aufzunehmen und die bestehenden Camps zu entlasten. Ärzte ohne Grenzen fordert, dass diese Pläne dringend umgesetzt werden und in allen Camps mehr Mittel für Wasser und sanitäre Einrichtungen bereitgestellt werden.
Ärzte ohne Grenzen bietet in und um Dadaab seit fast 32 Jahren medizinische Versorgung an. Derzeit konzentrieren sich die Aktivitäten auf das Camp Dagahaley, in dem Teams von Ärzte ohne Grenzen in zwei Gesundheitsposten und einem Krankenhaus mit 92 Betten eine umfassende Gesundheitsversorgung für Geflüchtete und die lokale Bevölkerung anbieten.