Memento Preis 2021: Globale Gesundheit im Zeichen globaler Ungleichheiten
Berlin, 2.12.2021. Für seinen Einsatz für eine gerechtere Gesundheitsversorgung weltweit wird der Grünen-Politiker Ottmar von Holtz (MdB 2017-2021) mit dem Memento Politikpreis 2021 ausgezeichnet. Der Medienpreis geht an die freien Journalist:innen Olivia Kortas und Johannes De Bruycker für ihr Projekt zu Schimmelpilzen, die vor allem Menschen im Globalen Süden krank machen. Der Forschungspreis wird an Claudia Denkinger vom Universitätsklinikum Heidelberg verliehen, für ihre Arbeit an Tuberkulose-Tests, die in ressourcenschwachen Gegenden leichter angewandt werden können. Aufgrund der bundesweit angespannten Covid-19-Situation wird die Preisverleihung am 2. Dezember in einem digitalen Format stattfinden.
Als Mitglied des Bundestages für Bündnis 90/Die Grünen von 2017-2021 hat Ottmar von Holtz den Forderungen nach einem nachhaltigen Aufbau von Gesundheitsstrukturen und sozialen Sicherungssystemen für alle Menschen weltweit Nachdruck verliehen, so die Politik-Jury des Memento Bündnisses. Auch zu stärkerer Transparenz bei Forschungskosten und Medikamentenpreisen bezog er Stellung. Zuletzt galt seine Aufmerksamkeit verstärkt den verheerenden Auswirkungen der ungleichen Versorgung ärmerer Länder in der Covid-19-Pandemie. „Die global extrem ungleiche Verteilung von Covid-19-Impfstoffen wirft ein Schlaglicht auf die fehlende Umsetzung des UN-Nachhaltigkeitsziels ‚Zugang zur Gesundheitsversorgung für Alle‘. Die Weltgemeinschaft, allen voran die Geberstaaten, stehen vor einer riesigen Aufgabe, die weit mehr Aufmerksamkeit bekommen müsste als bisher“, so von Holtz. Der Preis ist undotiert.
Der Memento Medienpreis 2021 in Höhe von 3000 Euro geht an die freien Journalist:innen Olivia Kortas (Text) und Johannes De Bruycker (Foto). Ihr Recherchestipendium möchten sie nutzen, um Aflatoxine in den Fokus zu rücken. Diese Pilzgifte bedrohen besonders im Globalen Süden die Gesundheit vieler Menschen, zugleich ist über das Problem kaum etwas bekannt, so die Medien-Jury. „Bei unseren Recherchen haben wir immer wieder gesehen, dass die Ärmsten am stärksten unter den Folgen des Klimawandels leiden. Im Norden Kenias zum Beispiel sterben Menschen aufgrund der häufiger auftretenden Dürren an Hunger und an behandelbaren Krankheiten“, erklären die Preistragenden. „Es ist zynisch, dass ein Schimmelpilz in Kenia und in anderen Teilen der Welt unverzichtbare Grundnahrungsmittel wie Mais vergiftet, während unbelastete Teile der Ernte nach Europa gehen.“
Im Bereich Forschung und Entwicklung wird Claudia Denkinger vom Universitätsklinikum Heidelberg mit dem Memento Preis in Höhe von 5000 Euro ausgezeichnet. Die Forschungs-Jury verweist dabei auf die praktischen Auswirkungen ihrer langjährigen Arbeit. Sie erforscht unter anderem, wie die Diagnostik bei der Tuberkulose-Bekämpfung im Globalen Süden vereinfacht werden kann, insbesondere bei Tests für Menschen, die mit HIV leben. Die Preisträgerin schildert das Dilemma: „Die eindrücklichsten Erfahrungen, vor allem in meinem frühen Berufsleben, waren das Gefühl der Blindheit und Hilflosigkeit, wenn ich keine definitive Diagnose stellen konnte. Gerade bei meiner Arbeit in ressourcenschwachen Ländern bedeutete das oft auch, dass ich die vermutete Erkrankung nicht behandeln durfte. Und so habe ich viele Menschen unnötig sterben sehen.“ Tuberkulose ist immer noch eine der häufigsten vernachlässigten Krankheiten, mit 1,5 Millionen Todesfällen im vergangenen Jahr.
Der Memento Preis für vernachlässigte Krankheiten wird zum achten Mal vom Memento Bündnis vergeben. Dieses besteht aus Ärzte ohne Grenzen, Brot für die Welt, der BUKO Pharma-Kampagne und der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. Sein Ziel ist es, Aufmerksamkeit für die vernachlässigten Gesundheitsbedürfnisse von Menschen in ärmeren Ländern zu schaffen. Gerade für die kommende Bundesregierung und den jüngst konstituierten 20. Bundestag wird es eine elementar wichtige Aufgabe und Verantwortung sein, sich für solidarisches Handeln in der globalen Gesundheit einzusetzen. Der ungehinderte Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten und Impfstoffen weltweit muss dabei Vorrang vor den Gewinninteressen der Pharmaindustrie bekommen.