Niederlande: Ärzte ohne Grenzen leistet medizinische Hilfe für Asylsuchende in Ter Apel
Ärzte ohne Grenzen hat mit der medizinischen Versorgung von Asylsuchenden in den Niederlanden begonnen. Hunderte Menschen sind derzeit gezwungen, vor dem völlig überlasteten Aufnahmezentrum für Asylsuchende in Ter Apel im Norden des Landes auszuharren. Zuletzt waren Zelte und provisorisch errichtete Unterkünfte entfernt worden, so dass die Menschen auf einem Feld unter freiem Himmel auf dem Boden schlafen müssen. Ärzte ohne Grenzen fordert die niederländische Regierung dringend auf, die Lebensbedingungen der Asylsuchenden zu verbessern und ihnen Zugang zu medizinischer Versorgung zu gewähren.
Am vergangenen Freitag hatte sich ein Team von Ärzte ohne Grenzen ein genaueres Bild von der Situation vor dem Aufnahmezentrum in Ter Apel gemacht, das als erste Anlaufstelle für Asylsuchende in den Niederlanden fungiert. Es zeigte sich, dass Neuankommende dort nicht einmal mit dem Grundlegendsten versorgt sind. Es gibt keine Duschen, und die wenigen vorhandenen Toiletten werden nicht ausreichend instandgehalten. Unter den Menschen, die unter solch untragbaren Bedingungen auf dem Feld vor dem Aufnahmezentrum ausharren, sind Schwangere, Kinder sowie Menschen mit chronischen Krankheiten wie Diabetes, von denen einige keine Medikamente mehr zur Verfügung haben.
„Dies ist das erste Mal, dass Ärzte ohne Grenzen in den Niederlanden medizinische Hilfe leistet”, sagt Judith Sargentini, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen Niederlande. „Wir können angesichts dieser inakzeptablen Situation vor unserer Haustür nicht tatenlos zusehen. Unser Einsatz ist jedoch nur eine vorübergehende Lösung. Die niederländische Regierung und die lokalen Behörden müssen die Lebensbedingungen der Asylsuchenden dringend verbessern und die medizinische Versorgung dieser hilfsbedürftigen Menschen sicherzustellen, so wie es ihre Verantwortung ist. Zudem braucht es strukturelle Lösungen, wie zum Beispiel die Schaffung von mehr und humaneren Aufnahmestellen.“
Das Team von Ärzte ohne Grenzen hat in Ter Apel Menschen behandelt, die an Hautkrankheiten, Atemwegserkrankungen, Harnwegsinfektionen, Durchfall und Erbrechen, psychischen Problemen, Zahnproblemen sowie diversen Verletzungen litten. Sollte diese Situation andauern, kann es zu medizinischen Notfällen kommen.
Ärzte ohne Grenzen hat das medizinische Team in Absprache mit den zuständigen niederländischen Behörden und dem Roten Kreuz entsandt, um die medizinische Grundversorgung der Menschen in Ter Apel zu gewährleisten, die in den Niederlanden Asyl suchen. Das Team ist außerhalb des Aufnahmezentrums präsent, um Menschen mit Krankheiten und Verletzungen zu behandeln. Es stellt auch sicher, dass Menschen mit chronischen Krankheiten Medikamente erhalten und schwere medizinische Fälle in ein Krankenhaus oder Gesundheitszentrum überwiesen werden können. Darüber hinaus leistet das Team psychologische Hilfe.