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Nigeria

Nigeria: Alarmierender Anstieg von schwerer Mangelernährung bei Kindern

Abuja/Berlin, 21. Juni 2024. Ärzte ohne Grenzen hat in seinen Einrichtungen im Norden Nigerias so viele schwer mangelernährte Kinder aufgenommen wie noch nie. An einigen Orten nahm die Organisation in den ersten Monaten des Jahres 2024 doppelt so viele schwer mangelernährte Kinder auf wie im Vorjahreszeitraum. Besonders erschreckend sind die Zahlen, weil der rapide Anstieg der Fälle noch vor dem üblichen Höhepunkt im Juli liegt.

Ärzte ohne Grenzen hat in seinen Einrichtungen im Norden Nigerias zwischen Januar und April über 52.000 Kinder ambulant versorgt – rund 30 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Über 14.000 weitere Kinder waren so schwer mangelernährt, dass sie stationär aufgenommen werden mussten – 43 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum im Vorjahr.  

2022 und 2023 waren bereits sehr kritisch. Dieses Jahr sieht es noch düsterer aus. Unsere Einrichtungen sind so überfüllt, dass wir Patient*innen auf Matratzen auf dem Boden behandeln müssen. Kinder sterben und mit jedem Tag, der vergeht, stehen weitere Leben auf dem Spiel!“

― Simba Tirima, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Nigeria

Es wird geschätzt, dass mehrere Millionen Kinder im Norden Nigerias von Mangelernährung betroffen sind. Die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen konzentriert sich auf die besonders gefährdete Gruppe der Kinder unter fünf Jahren. Ihr geschwächtes Immunsystem macht die Kinder anfällig für Krankheiten wie Cholera, Diphterie, Malaria, Masern und Meningitis.  

Die anhaltende Ernährungskrise im Norden Nigerias hat viele Treiber, darunter große Ungleichheit, Gewalt, die Auswirkungen des Klimawandels auf Ernten und eine mangelhafte Gesundheitsinfrastruktur. Die stark ansteigende Inflation verschärft die Ernährungslage in diesem Jahr besonders. So alarmierend die Lage ist, so unzureichend ist die humanitäre Antwort. Ärzte ohne Grenzen und andere humanitäre Organisationen vor Ort können den Versorgungsbedarf trotz aller Anstrengungen bei weitem nicht decken. 

Trotz des enormen Bedarfs an humanitärer Hilfe profitiert bisher nur der Nordosten, nicht aber der Nordwesten des Landes vom „Humanitarian Response Plan” der Vereinten Nationen. Aus Sicht von Ärzte ohne Grenzen wäre die Aufnahme des Nordwestens in dieses strategische Dokument zur Reaktion auf humanitäre Krisen im Land ein entscheidender Schritt, um die erforderliche Unterstützung zu mobilisieren. In jüngster Zeit sind bestehende Hilfen internationaler Geber für den Nordwesten sogar gekürzt worden, was die Versorgung mit Nahrungshilfen und therapeutischer Nahrung gefährdet. 

Diese Kürzungen sind in höchstem Maße beunruhigend. Nahrungshilfen so zu reduzieren, dass nur noch schwer mangelernährte Kinder Hilfe bekommen können, ist so, als würde man warten, bis ein Kind schwer krank ist, bevor man es versorgt“

― Simba Tirima

Neben der dringend aufzustockenden humanitären Hilfe brauche es eine umfassendere Antwort, die auch präventive und kurative Maßnahmen umfasst. Es fehlen Gesundheitseinrichtungen, die in der Lage sind, Mangelernährung zu diagnostizieren und wirksam zu behandeln. Impfprogramme müssen stark ausgeweitet werden, um vermeidbaren Krankheiten vorzubeugen, die für mangelernährte Kinder eine zusätzliche Gefahr bedeuten. Außerdem bedarf es einer besseren Wasser- und Sanitärversorgung sowie landwirtschaftlicher Initiativen und Verteilprogramme für Lebensmittel. Dafür braucht es jetzt das entschiedene Eintreten der örtlichen Entscheidungsträger, internationalen Akteure sowie der nigerianischen Regierung: 

Wir können nicht zulassen, dass sich diese Katastrophenszenarien Jahr für Jahr wiederholen“, so Simba Tirima.

Für weitere Auskünfte sprechen Sie uns an

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Unsere Pressereferentin Nadja Nolting
Nadja Nolting
- Media Relations