Schiffsunglück im Mittelmeer: Ärzte ohne Grenzen versorgt Überlebende in Libyen
Teams der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen haben am Donnerstag in der libyschen Hafenstadt Choms 135 Überlebende des jüngsten Schiffsunglücks im Mittelmeer medizinisch behandelt. Die Überlebenden waren von Fischern gerettet worden. Berichten zufolge werden mehr als 100 Menschen vermisst.
„Das neue Schiffsunglück zeigt einmal mehr, wie dringend Rettungsschiffe im Mittelmeer benötigt werden“, sagt Florian Westphal, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. „Mehr als 100 Menschen werden vermisst. Viele sind laut der Berichte von Überlebenden, die von unseren Teams in Libyen behandelt wurden, ertrunken. Die Überlebenden wurden von Fischern gerettet und in den Hafen der Stadt Choms zurückgebracht. An der Rettungsaktion Beteiligte berichteten unseren Mitarbeitern, sie hätten mindestens 70 Leichen im Wasser gesehen.
Unsere Teams haben zwei Gruppen von Überlebenden mit 82 beziehungsweise 53 Personen versorgt. Wir haben Menschen mit schwereren Gesundheitsproblemen stabilisiert und sieben Personen für eine lebensrettende Behandlung in ein Krankenhaus gebracht. Die Patienten stehen unter Schock und leiden wegen der langen Zeit im Wasser an Unterkühlung oder Sauerstoffmangel.
Um weitere Todesfälle zu verhindern, ist es dringend nötig, Rettungsschiffe ins Mittelmeer zu schicken. Zudem müssen Menschen, die versuchen aus Libyen zu fliehen, aus dem Land und in Sicherheit gebracht werden.
Erst vor drei Tagen sind im zentralen Mittelmeer 38 Menschen von der libyschen Küstenwache abgefangen und ins Internierungslager in Tadschura gebracht worden, das vor drei Wochen bei einem Luftangriff getroffen wurde. Damals starben dort 60 Menschen, 70 wurden verletzt.
Wir sind jetzt extrem besorgt um das Wohlergehen der Überlebenden des Schiffsunglücks. Die Geretteten dürfen nicht in Internierungslagern gebracht werden, in denen ihr Leben gefährdet ist. Dies haben kürzlich auch die Internationale Organisation für Migration (IOM), das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) und einige führende EU-Politiker bekräftigt. Alle Flüchtlinge und Migranten, die in Lagern in Libyen festgehalten werden, müssen dringend und umgehend aus diesen evakuiert werden.“
Teams von Ärzte ohne Grenzen leisten in Libyen medizinische Hilfe in mehreren Internierungslagern, in die die EU-unterstützte libysche Küstenwache auch Menschen zurückzwingt, die sie auf dem Mittelmeer aufgreift. Die Organisation fordert die sofortige Evakuierung dieser stark gefährdeten und willkürlich unter entsetzlichen Bedingungen eingesperrten Menschen.