Südsudan: Ärzte ohne Grenzen entsetzt über Plünderung des Krankenhauses in Ulang
Upper Nile/Berlin, 14. April 2025. Ärzte ohne Grenzen verurteilt die Plünderung des Krankenhauses der Organisation in Ulang im Südsudan auf das Schärfste. Am Morgen des 14. April hatten Dutzende bewaffnete Männer die medizinische Einrichtung und das Büro von Ärzte ohne Grenzen in Ulang im Bundesstaat Upper Nile gestürmt, das Personal bedroht und lebenswichtige medizinische Güter und Geräte mitgenommen. Infolgedessen wurden alle medizinischen Dienste des Krankenhauses eingestellt, das die einzige funktionierende Gesundheitseinrichtung in der Region ist.
„Wir sind außer uns über den Angriff auf unser Krankenhaus und die Drohungen gegen unser medizinisches Personal in Ulang“, sagt Zakariya Mwatia, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan. „Diese Einrichtung ist in einer Zeit eskalierender Gewalt und eines aktiven Choleraausbruchs ein Rettungsanker für die Menschen gewesen. Solche Angriffe auf Krankenhäuser und medizinisches Personal sind völlig inakzeptabel. Wir sind sehr besorgt über die verheerenden Auswirkungen, die die Schließung der medizinischen Dienste haben wird."
In der Nacht des 13. April, als sich die Gewalt der Stadt Ulang näherte, begannen die Patient*innen aus Angst aus dem Krankenhaus zu fliehen, in dem sie medizinisch versorgt wurden. Bis zu diesem Zeitpunkt waren mehr als 100 Patient*innen in der Einrichtung und erhielten eine lebensrettende Behandlung, einschließlich Traumabehandlungen, Entbindungen und pädiatrischer Versorgungen. Einige Patient*innen blieben so lange wie möglich, mussten aber schließlich fliehen, als die bewaffneten Männer in die Einrichtung eindrangen.
Obwohl keine verletzten Mitarbeitenden von Ärzte ohne Grenzen gemeldet wurden, ist die Organisation weiterhin äußerst besorgt um die Sicherheit ihrer Teams und Patient*innen. „Die Sicherheit unserer Mitarbeitenden und Patient*innen hat für uns oberste Priorität. Wir ergreifen alle notwendigen Schritte, um unsere Teams zu evakuieren, da wir eine weitere Eskalation der Gewalt befürchten. Dieser inakzeptable Gewaltakt zeigt eine völlige Missachtung der humanitären Grundsätze und des humanitären Völkerrechts", sagt Mwatia.
Der Angriff auf das Ulang-Krankenhaus ist Teil einer Reihe von Sicherheitsvorfällen, die die Gesundheitsversorgung in der Region beeinträchtigen. Im Januar 2025 waren zwei deutlich gekennzeichnete Boote von Ärzte ohne Grenzen mit sechs Mitarbeitenden an Bord von bewaffneten Männern angegriffen worden, als sie nach der Lieferung von medizinischen Hilfsgütern an das Nasir County Hospital nach Ulang zurückkehrten. Dieser Vorfall zwang Ärzte ohne Grenzen dazu, alle Einsätze innerhalb der Region auszusetzen.
In Ulang betreibt Ärzte ohne Grenzen seit 2018 das Krankenhaus der Sekundärversorgung neben einem Netzwerk dezentraler medizinischer Grundversorgung. Allein im Jahr 2024 haben Teams von Ärzte ohne Grenzen mehr als 10.000 ambulante Konsultationen durchgeführt, 3.284 Patient*innen stationär aufgenommen und 650 Schwangere bei der Entbindung unterstützt.
Die Einstellung der Dienste im Krankenhaus ist ein schwerer Schlag für die Gesundheitsversorgung in der Region, die nun ohne eine einzige funktionierende medizinische Einrichtung dasteht. Das hat auch zur Folge, dass die wichtige Unterstützung mehrerer primärer Gesundheitszentren von Ärzte ohne Grenzen in der Region eingestellt wird. Lebenswichtige Behandlungen von Cholera-Patient*innen und Schritte zur Eindämmung des anhaltenden Choleraausbruchs kommen hierdurch ebenfalls zum Erliegen. Darüber hinaus haben mehr als 800 Patient*innen, die mit HIV, Tuberkulose und anderen chronischen Krankheiten leben, keinen Zugang mehr zu ihrer Behandlung.
Die Organisation unterstützt weiterhin die Gesundheitsversorgung in anderen Regionen von Upper Nile, einschließlich der Bezirke Renk und Malakal. Ärzte ohne Grenzen ruft alle Konfliktparteien dringend dazu auf, Gesundheitseinrichtungen, Patient*innen, Zivilist*innen und medizinisches Personal zu schützen und das humanitäre Völkerrecht zu respektieren.
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