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Syrien

Von Ärzte ohne Grenzen unterstütztes Krankenhaus durch Luftangriffe komplett zerstört - 13 Tote

Brüssel/Berlin, 8. August 2016. Ein Krankenhaus in der syrischen Stadt Millis in der Provinz Idlib wurde am 6. August bei Luftangriffen komplett zerstört, berichtet Ärzte ohne Grenzen. Vier Mitarbeiter des Krankenhauses und neun weitere Personen - unter ihnen fünf Kinder und zwei Frauen, wurden getötet. Sechs Mitarbeiter wurden verwundet. Zwei Luftangriffe trafen das Krankenhaus gegen 14 Uhr Ortszeit direkt. Zwei weitere Luftangriffen trafen die unmittelbare Umgebung. Die Bombardements zerstörten das Gebäude nahezu vollständig. Das Krankenhaus musste den Betrieb komplett einstellen.
 
Ärzte ohne Grenzen unterstützt die stark frequentierte Klinik mit einem Einzugsgebiet von etwa 70.000 Menschen seit Anfang 2014.

Bei den Luftangriffen wurden der Operationssaal, die  Intensivstation, die Kinderabteilung, die Krankenwagen, der Stromgenerator und etwa 80 Prozent der medizinischen Geräte zerstört. Das Krankenhaus war auf Kinderheilkunde spezialisiert und bot grundlegende Gesundheitsversorgung in einer Region mit 70.000 Menschen aus Millis und angrenzenden Gebieten, in denen sich eine beträchtliche Zahl Vertriebener aufhält. Im Krankenhaus wurden notfallmedizinische Eingriffe und gewöhnliche Behandlungen für täglich rund 250 Patienten durchgeführt, darunter viele Frauen und Kinder. Ärzte ohne Grenzen lieferte Vorräte, stand dem Personal beratend zur Seite und unterstützte es später auch finanziell, um die medizinische Versorgung der Menschen in Millis und Umgebung aufrechtzuerhalten.

„Die Bombardierung eines weiteren Krankenhauses in Syrien ist ein Skandal”, sagt Dr. Silvia Dallatomasina,  medizinische Leiterin von Ärzte ohne Grenzen für die Unterstützung von Gesundheitseinrichtungen im Nordwesten Syriens. „Den Mut und den Einsatz syrischer Mediziner können wir nur bewundern. Sie arbeiten inmitten dieses Krieges weiter, in dem Krankenhäuser regelmäßig von Bombardierungen und Beschuss getroffen werden. Wir spüren eine große Verpflichtung, sie in ihrer wichtigen lebensrettenden Arbeit zu unterstützen. Jedes Mal, wenn ein Krankenhaus zerstört wird – sei es gezielt oder während eines der wahllosen Angriffe auf zivile Gebiete - geht dabei eine weitere lebenswichtige Einrichtung für die Menschen in Syrien verloren. Es gibt Krankenhäuser, die nahe den Frontlinien Hilfe für Kriegsverletzte durchführen, andere versorgen Frauen mit schwierigen Schwangerschaften. Gebraucht werden alle diese Einrichtungen, in ihnen werden Leben gerettet.”

Der Umfang der Angriffe in der Provinz Idlib und die Anzahl von Verletzten hat zugenommen: In den ersten sechs Monaten des Jahres berichteten Mitarbeiter der beiden größten von Ärzte ohne Grenzen unterstützten Referenzkrankenhäuser in Idlib von sieben Masseneinlieferungen von Verwundeten. 294 Menschen waren verwundet, 33 starben. Allein im Juli gab es neun Mal solche Vorfälle mit sehr vielen Verletzten gleichzeitig, dabei kamen 466 Verletzte und 37 Tote in den Kliniken an.

„Wir wiederholen unseren dringenden Aufruf an alle, die Einfluss auf die Kriegsführung in Syrien haben – darunter vier von fünf permanenten Mitgliedern des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen: Sorgen Sie dringend dafür, dass bei Angriffen keine Krankenhäuser getroffen werden”, sagt Dallatomasina. „Als Mediziner werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, um die medizinische Hilfe in Syrien zu verstärken. Aber die Angriffe auf Krankenhäuser müssen sofort aufhören!”

Ärzte ohne Grenzen betreibt sechs Kliniken im Norden Syriens selbst und unterstützt etwa 150 weitere medizinische Einrichtungen in Gebieten, in denen die Organisation nicht mit eigenen Teams arbeiten kann. Die Unterstützung durch Ärzte ohne Grenzen umfasst medizinisches Material, die Bezahlung eines Grundgehaltes für die Klinikmitarbeiter , damit sie sich auf ihre medizinische Arbeit konzentrieren können; Benzinlieferungen, damit die Generatoren betrieben werden können; Beiträge zum Wiederaufbau, wenn eine Einrichtung beschädigt oder zerstört wurde; und fachlicher medizinischer Rat. Rund 70 syrische Einrichtungen erhalten diese umfassenden Unterstützungsleistungen. 80 weitere medizinische Einrichtungen werden in Notsituationen und weniger regelmäßig mit medizinischem Material und fachlichem Rat unterstützt, beispielsweise wenn eine große Anzahl Verletzter gleichzeitig eintrifft.

Für weitere Auskünfte sprechen Sie uns an

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Stefan Dold
- Media Relations