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Syrien

Idlib: Von Ärzte ohne Grenzen unterstütztes Krankenhaus schließt nach Luftangriff - Mindestens fünf Tote und sechs Verletzte

Amman/Berlin, 30. Januar 2018. Am Vormittag des 29. Januar wurde das Owdai-Krankenhaus in der Stadt Sarakeb in der syrischen Provinz Idlib bei Luftangriffen getroffen. Wie der Leiter des Krankenhauses Ärzte ohne Grenzen mitteilte, zerstörten zwei Luftschläge Teile des Krankenhausgebäudes. Weitere Mitarbeiter des Krankenhauses berichteten, dass der erste Luftschlag den Wartebereich der Klinik traf und der zweite im Außenbereich des Gebäudes einschlug und einen Krankenwagen zerstörte. Ärzte ohne Grenzen unterstützt das Krankenhaus mit der Lieferung von Medikamenten und medizinischem Material.

Zum Zeitpunkt des Angriffes befanden sich viele Verletzte im Krankenhaus, die eine Stunde zuvor bei einem Luftangriff auf den größten Markt in Sarakeb verwundet worden waren. Bei dem Angriff auf den Markt starben laut Krankenhausleiter elf Menschen. Wie er weiter berichtete, starben bei dem Luftangriff auf das Krankenhaus weitere fünf Menschen, darunter ein Kind. Sechs Menschen, unter anderem drei Mitarbeiter des Krankenhauses, seien verletzt worden.

„Dieser Vorfall zeigt, mit welcher Brutalität Gesundheitseinrichtungen in Syrien angegriffen werden“, sagt Luis Montiel, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen für Nordsyrien. „Hier wurde ein Krankenhaus angegriffen, in dem gerade Patienten aufgenommen und behandelt wurden. Das ist unfassbar und ein klarer Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht.“

Der Luftangriff vom 29. Januar war der zweite auf das Krankenhaus innerhalb der vergangenen zehn Tage. Bereits am 21. Januar war eine Freifläche vor dem Krankenhauseingang bei einem Luftangriff getroffen worden. Die Explosion zerstörte die Fenster und Generatoren, so dass das Krankenhaus für drei Tage schließen musste.

Nach dem erneuten Angriff musste das Owdai-Krankenhaus nun gänzlich schließen, während der Bedarf nach Gesundheitsversorgung in der Region zugleich stark ansteigen dürfte. Infolge erneuter Gewalt im ländlichen Osten der Provinz Idlib sowie im Nordosten von Hama, sind Zehntausende Familien vor der Gewalt nach Norden geflohen, in den Norden von Idlib sowie den Westen der Provinz Aleppo. Sie leben dort bei Wintertemperaturen in überfüllten Zelten oder selbstgebauten Unterkünften.

„Die Schließung des Owdai-Krankenhauses wird große Auswirkungen auf die Lage der hilfsbedürftigen Menschen haben,” so Montiel. „Es war das einzige öffentliche Krankenhaus im Distrikt Sarakeb mit einem Einzugsgebiet von rund 50.000 Menschen. Vor dem Angriff haben hier monatlich durchschnittlich 3.800 Behandlungen stattgefunden.“

Ärzte ohne Grenzen betreibt fünf Gesundheitseinrichtungen und drei mobile Kliniken im Norden Syriens, hat Kooperationen mit fünf weiteren Einrichtungen und leistet Unterstützung für etwa 50 Gesundheitseinrichtungen im ganzen Land, wo die Teams nicht vor Ort sein können. In vom sogenannten Islamischen Staat kontrollierten Gebieten ist Ärzte ohne Grenzen nicht aktiv, da die Organisation dort keine Sicherheitsgarantien erhalten hat. Zu von der syrischen Regierung kontrollierten Gebieten ist Ärzte ohne Grenzen bislang kein Zugang gewährt worden. Zur Wahrung der Unabhängigkeit nimmt Ärzte ohne Grenzen für die Arbeit in Syrien keine Regierungsgelder an.
 

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Stefan Dold
- Media Relations