Syrien: Winterbeginn verschärft Lage der Binnenvertriebenen
Berlin/Brüssel, 26. November 2021 - In Nordwest-Syrien verschärft der nahende Winter die Lage für die zwei Millionen Binnenvertriebenen. Viele Familien leben immer noch in Zelten, der Boden verwandelt sich durch Regen in Schlamm und es gibt kaum Schutz gegen die Kälte. Ärzte ohne Grenzen unterstützt rund 3000 in 18 Camps lebende Familien mit Decken und Kleidung. Die Teams bauen auch Böden in die Zelte und isolieren die Wände zusätzlich. Doch der Bedarf ist immens. Mehr Hilfe durch internationale Akteure ist dringend notwendig. „Wir sehen Kinder in dünner Kleidung, mit blauen Händen und Lippen”, berichtet Gesundheitsberaterin Shatha Folfola. „Manche haben nicht einmal Schuhe.”
Die Camps in den Bergen sind starkem Wind und Regen ausgesetzt, in der Ebene sind Überschwemmungen ein großes Problem. Die Mehrzahl der Binnenvertriebenen sind Frauen und Kinder. Ahmad Mahmoud Merhi lebt seit zwei Jahren mit fünf Kindern in einem Zelt. „Mein Sohn ist immer erkältet”, erzählt er, „mein anderes Kind hatte 40 Grad Fieber. Aber wir hatten kein Geld für den Arzt.”
Ärzte ohne Grenzen versorgt die Menschen kostenlos mit einer mobilen Klinik. Die Teams legen auch Drainagen, um Wasser abzuleiten. „Zeit ist entscheidend. Wenn der Winter schon da ist, ist es zu spät”, sagt Yasser Kamaledin, Einsatzleiter für Syrien. Dass die Vorbereitungen in vielen Camps zu spät beginnen, liegt auch an der fehlenden Finanzierung. Die UN schätzen, dass 210 Millionen US-Dollar gebraucht werden, um Binnenvertriebene und ansässige Bevölkerung mit dem Notwendigsten zu versorgen. Doch davon sind derzeit nur 23 Prozent verfügbar.
Ärzte ohne Grenzen kann die Unterstützung der Menschen nicht allein bewältigen. Die internationale Hilfe muss so schnell wie möglich aufgestockt werden, um das Überleben der Menschen zu sichern.
Ärzte ohne Grenzen unterstützt derzeit acht Kliniken in Nordwest-Syrien und betreibt 14 mobile Kliniken für 80 Camps. In 90 Camps betreiben die Teams die Wasser- und Sanitärversorgung.