Ärzte ohne Grenzen warnt vor weltweitem Mangel an Cholera-Impfstoff
Berlin, 26. Februar 2024. Die internationale medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen ist besorgt über den weltweiten Mangel an Cholera-Impfungen. Derzeit werden in 16 Ländern Cholera-Ausbrüche gemeldet und viele Menschen benötigen dringend Impfstoff. „Die weltweiten Vorräte an Cholera-Impfstoff sind aufgebraucht, das ist eine besorgniserregende Situation“, sagt Daniela Garone, internationale medizinische Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen. „Die Patient*innen von Ärzte ohne Grenzen sind davon stark betroffen. Unsere Teams reagieren auf Cholera-Ausbrüche unter anderem in Äthiopien, Sambia, Simbabwe und im Sudan.“
Viele Länder haben Impfstoffe angefordert oder werden sie in Zukunft dringend benötigen. Alle Dosen, die bis Mitte März produziert werden, sind bereits vergeben, und die Nachfrage steigt weiter. „Wir brauchen dringend mehr Hersteller, die orale Cholera-Impfstoffe produzieren“, sagt Daniela Garone.
Der derzeitige Impfstoff-Mangel ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Zum einen eine unerwartete und signifikante Zunahme der Zahl und Schwere der Ausbrüche, zum anderen die Tatsache, dass einer der beiden Impfstoff-Hersteller den Markt 2022 verlassen hat und kein neuer Hersteller mit ausreichendem Angebot nachgerückt ist. Außerdem sind die Vorhersagen zu Angebot und Nachfrage von Impfstoffen sehr ungenau.
Zwar wird Ende 2024 oder Anfang 2025 ein weiterer Hersteller Impfstoffe anbieten, doch auch dann wird die produzierte Menge nicht ausreichen. Hintergrund ist, dass der Markt kommerziell nicht attraktiv genug ist. Nötig wäre unter anderem eine stärkere technische Unterstützung der Marktteilnehmer, um die Regulierungsverfahren zu beschleunigen und die Produktionskapazitäten auszubauen. Außerdem sollten Cholera-Impfstoffe, die derzeit keine WHO-Präqualifikation haben, vorrangig von der WHO geprüft werden, um dann die Produktion für diese Impfstoffe schnell auszubauen.
Impfstoffe sind jedoch nur eines der Präventionsinstrumente, um eine Erkrankung mit Cholera zu verhindern. Auch die Bereitstellung von sauberem Wasser und Sanitäranlagen und die Verbesserung der Krankheitsüberwachung und -diagnose sind wichtig. Und vor allem der frühzeitige Zugang zu Behandlung und Pflege, wenn es zu einem Ausbruch kommt.
Cholera ist eine hoch ansteckende, akute Magen-Darm-Infektion, die durch Cholera-Bakterien hervorgerufen wird und mit schweren Durchfällen und Erbrechen sowie in der Folge mit einem hohen Flüssigkeitsverlust einhergehen kann. Unbehandelt kann Cholera mitunter innerhalb von wenigen Stunden tödlich verlaufen. Die Krankheit tritt häufig dort auf, wo viele Menschen auf engem Raum leben, unzureichende sanitäre Verhältnisse herrschen und der Zugang zu sauberem Wasser ungesichert ist.
Der Mangel an Impfstoffen bedeutet, dass Menschen und ganze Gemeinden weiterhin nicht gegen Cholera geschützt sind. Wenn kein Impfstoff zur Verfügung steht, um auf einen Ausbruch zu reagieren oder ihn von vornherein zu verhindern, besteht das Risiko, dass Menschen an einer eigentlich vermeidbaren Krankheit leiden oder sogar daran sterben. Das bereitet uns große Sorge.“
- Daniela Garone, internationale medizinische Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen
Podcast: Globale Gesundheitspolitik. Warum wir echten Wandel statt Wohltätigkeit brauchen
Melissa Scharwey ist ab sofort auch in der neuen Folge des Podcasts von Ärzte ohne Grenzen” zu hören. Sie spricht über den globalen Zugang zu Medikamenten und Impfstoffen und den unsolidarischen Umgang mit Gesundheitskrisen.